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Ein Paradebeispiel

■ Friedliche Märsche in Nordirland, aber die Oranier sind sich nicht grün

Belfast (taz) – Am Ende bekämpften sie sich untereinander: Im nordirischen Derry kam es am Samstag zu heftigen Auseinandersetzungen unter Mitgliedern des protestantischen Oranier-Ordens. Die Mehrheit hatte zwar eingewilligt, die Parade zum Gedenken an die Schlacht am Boyne im Jahr 1690 an einen anderen Ort zu verlegen, doch ein harter Kern blockierte die Straße und zwang die Marschteilnehmer, doch noch ein kleines Stück durch ein katholisches Viertel zu gehen.

Ansonsten verlief der protestantische Nationalfeiertag am Samstag verhältnismäßig friedlich. Die Führung des Oranier-Ordens, der die Paraden organisiert, hatte zuvor vier Paraden durch katholische Viertel abgesagt oder umgeleitet, weil man gewalttätige Reaktionen der Anwohner befürchtete. Am Samstag früh wurden drei weitere umstrittene Paraden abgesagt. In zwei kleineren katholischen Orten blockierten die Bewohner die Straße, und die Oranier kehrten um. Radikale Protestanten wie der Pfarrer und Parteiführer Ian Paisley haben die Kompromißhaltung der Ordensführung kritisiert.

Der britische Premierminister Tony Blair verlangt nun von der IRA, in Anbetracht der Nachgiebigkeit der Oranier nun einen Waffenstillstand zu verkünden, damit der politische IRA-Flügel Sinn Féin im September an den Mehrparteiengesprächen teilnehmen könne. Am Wochenende gab es dafür noch keine Anzeichen – im Gegenteil: In Belfast und vier anderen Städten gab es Anschläge auf die Polizei, eine IRA-Bombe konnte entschärft werden. Ralf Sotscheck

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