piwik no script img

Viel Platz zum Sonnen an „Buhne 16“

■ Die fetten Jahre sind selbst auf Sylt vorbei: Immer noch gibt es freie Zimmer

Die „fetten Jahre“sind vorbei: Selbst auf Sylt sind erstmals seit langem in der Hauptsaison noch Zimmer frei. Waren einst im Sommer in den Cafes an der Fußgängerzone von Westerland kaum Plätze zu bekommen, gibt es heute jede Menge freier Stühle und Tische. Auch der früher übliche Stau am Westerländer Bahnhof, wo die Autozüge vom Festland ankommen, bleibt in diesem Jahr aus. Vermieter aus allen Orten klagen über leere Zimmer und Apartments.

Vor einem Jahr hatte vor allem die uneinheitliche Regelung der Kurkarten Sylter Urlauber verärgert: Seither akzeptiert Kampen nämlich die gemeinsame Inselkurkarte nicht mehr. Bürger des Ortes und ihre Gäste müssen zusätzlich sechs Mark zahlen, wenn sie in anderen Gemeinden Sylts an den Strand wollen. Noch tiefer müssen jedoch „Nicht-Kampener“in die Tasche greifen: Wenn sie sich an der legendären „Buhne 16“die Sonne auf die nackte Haut scheinen lassen wollen, sind zwölf Mark pro Tag zu berappen.

Rückläufige Gästezahlen scheuchten jetzt die Fraktion der Kampener Wählervereinigung auf. Sie stellte einen Antrag für die nächste Gemeindevertretersitzung, der Inselkurkarte sofort wieder beizutreten. „Gerade in einer Zeit, in der mit rückläufigen Ergebnissen gerechnet werden muß, sind alle Entscheidungsträger aufgefordert, alles für die Gäste und zum Erhalt der Ferienregion zu unternehmen“, heißt es in dem Antrag.

Schuld am Rückgang der Besucherzahlen in diesem Jahr waren nach Ansicht von Sigrun Fachner, Geschäftsführerin der Fremdenverkehrszentrale in Westerland, neben dem schlechten Wetter auch die frühen Pfingst- und Osterferien. Zum anderen wirke sich auch die allgemein schlechtere wirtschaftliche Lage negativ aus. Ähnlich sieht es auch Inken Petersen von der Kurverwaltung in Westerland: „Auch wenn es noch keine genaue Zahlen gibt, ist schon zu erkennen, daß weniger Gäste kommen.“

Nur den Naturschützern vor Ort kommt diese Entwicklung zu paß. Immerhin könnte sich ihre Forderung, dem Schutz der Natur mehr Gewicht einzuräumen als dem Tourismus, damit von selbst erfüllen. Weniger Gäste, das bedeutet auch eine geringere Nachfrage nach weiteren Hotel- und Apartmentbauten. Und damit würden auch weniger unberührte Naturflächen zerstört, die ansonsten vielleicht noch zu Bauland geworden wären.

Armin Struve

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen