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Fujimori verliert all seine Freunde

Der Rücktritt des peruanischen Außenministers Francisco Tudela legt offen, wie tief die Regierung des Präsidenten Fujimori in der Krise steckt. Aber noch ist keine Alternative in Sicht  ■ Von Ingo Malcher

Buenos Aires (taz) – Perus Regierung steckt in der Krise. Während jeden Tag Hunderte von Menschen vor dem Studio des Fernsehsenders „Frecuencia Latina“ gegen die Aberkennung der Staatsbürgerschaft des Senderchefs demonstrieren, ist am Mittwoch der Außenminister Francisco Tudela zurückgetreten. Gerüchte, wonach auch der Innenminister und der Verteidigungsminister zurückgetreten seien, konnten am späten Mittwochabend nicht bestätigt werden. Präsident Alberto Fujimori nahm den Rücktritt sofort an und ersetzte Tudela umgehend durch Eduardo Ferrero, einen fünfzigjährigen erfahrenen Diplomaten und Juristen.

Tudela begründete seinen Schritt mit den Angriffen der Regierung auf die Pressefreiheit, die er nicht mittragen könne. Die Behörden hatten dem Senderchef Baruch Ivcher die peruanische Staatsbürgerschaft und damit das Recht auf die Mehrheitsanteile an dem Sender aberkannt, nachdem dieser einen Bericht über einen Abhörskandal des Geheimdienstes ausgestrahlt hatte. Tudela war während der Geiselkrise in der Residenz des japanischen Botschafters eine der wichtigsten Geiseln der Túpac-Amaru-Guerilla – und hatte damals einmal, wenn auch ganz leise, das Krisenmanagement Fujimoris kritisiert, später aber wieder voll zu Fujimori gestanden.

Tudelas Rücktritt kommt überraschend. Um seine eigene politische Karriere in Zeiten der Krise und sinkender Popularität der Regierung zu retten, kommt der Rücktritt zu spät. Zu lange hat Tudela das Spiel Fujimoris mitgemacht. Den Höhepunkt seiner Popularität erlebte er unmittelbar nach seiner Befreiung – und die Gerüchte, er wolle im Jahr 2000 Präsident werden, wollten nicht abreißen.

Jetzt steckt Fujimori in der Klemme. Seine Popularität sank bei einer Blitzumfrage auf 23 Prozent ab. Die Börse in Lima verzeichnete anläßlich der Krise schon am Montag einen Fall von 5,6 Punkten. Und die Unternehmerverbände, bislang stets eine Stütze Fujimoris, sind ihrerseits empört über die Abhöraffäre, bei der die Telefongespräche von 197 Journalisten, Politikern, Unternehmern und Intellektuellen mitgeschnitten wurden. Eines der Abhöropfer war der Präsident des Unternehmerverbandes Confiep, Jorge Picasso. 1992 war der Banker der erste, der sich für eine Wiederwahl Fujimoris ins Zeug geworfen hatte.

In einem Fernsehinterview versuchte Fujimori, seinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Für die Abhöraffäre sei die Opposition im Land verantwortlich, die Regierung habe damit nichts zu tun. Nur glaubt ihm das niemand.

Fujimori regiert in einem Machttrio, mit einem Stil, den der ehemalige UN-Generalsekretär Pérez de Cuéllar kürzlich einen „permanenten Putsch“ nannte. Dem Präsidenten zur Seite stehen sein alter Bekannter Vladimiro Montesinos, der die Geheimdienste kontrolliert, und der Chef der Streitkräfte, Nicolas Heromas Rios. Die drei zusammen sind die eigentlichen Machthaber des Landes.

Die meisten Peruaner glauben nicht einmal das: Nach einer am Dienstag veröffentlichten Umfrage des Instituts „Apoyo“ sind 53 Prozent der Peruaner überzeugt, die Militärs regierten in Peru.

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