: Raupen auf Sandwüste
■ Hafenerweiterung schreitet voran. Grundeigentümer zieht Klage zurück
Mit der Tide kommt die „Pearl River“, der weltgrößte Laderaumsaugbagger, zweimal täglich von Scharhörn über die Außenelbe zum Anleger nach Altenwerder. Im Schiffsbauch lagern 11.000 Kubikmeter Sand, das entspricht 800 Lkw-Ladungen, aufgesogen aus den Flußtiefen. Mit Pumpen und durch Rohre wird der Sand auf Altenwerder „aufgespült“und mit Planierraupen großflächig verteilt.
Die Hafenerweiterung schreitet im Eiltempo voran. Zumal „der Rechtsweg jetzt frei ist“, stellte der Staatsrat der Wirtschaftsbehörde, Heinz Giszas, gestern zufrieden fest. Der letzte Grundeigentümer, Werner Boelke, hat nach 25 Jahren Streit um den Hafenausbau vergangene Woche sein Haus und Grundstück an die Stadt verkauft und seine Klage zurückgezogen.
Von dem einstigen Biotop ist nichts mehr übrig; 250 Hektar wurden binnen zwei Monaten in eine öde Sandwüste verwandelt. Vier Meter dick wird die Sandschicht bis zum Herbst sein, 1998 dann auf ihre „Zielhöhe“von 7,50 Meter gebracht. Sie bildet den Untergrund für das Containerterminal, das hier bis 2003 entstehen soll. Bereits 2001 werden zwei der insgesamt vier Liegeplätze zum Löschen riesiger Containerschiffe in Betrieb gehen. Auch die Kaimauer wird 1998 gebaut und 1400 Meter lang, „das entspricht einem zusätzlichen Jahres-Umschlagpotential von 1,1 Millionen Standardcontainern (TEU)“, so die Wirtschaftsbehörde. Derzeit werden im Hamburger Hafen jährlich rund drei Millionen TEU umgeschlagen.
An den Umschlagplatz wird sich um die Jahrtausendwende ein Dienstleistungszentrum anschließen. Dahinter sollen ein Güterverkehrszentrum, Warenlager, die Zollverwaltung und ein Eisenbahnanschluß folgen. Die Stadt schätzt die Gesamtkosten auf 531 Millionen Mark, die über die Erlöse aus der Hafen-City finanziert werden sollen; Kritiker sprechen dagegen von Kosten in Höhe von einer Milliarde Mark. Heike Haarhoff
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen