: Das KOMM wird zur Sauberstätte
Einst war das KOMM in Nürnberg für die CSU eine Brutstätte des Linksradikalismus. Nun hat die Partei im Stadtrat ihr Modell durchgesetzt. Das Haus wird Sitz für bildende Künstler ■ Aus Nürnberg Bernd Siegler
Ganze siebzehn Monate benötigte die Nürnberger CSU, um eines ihrer wichtigsten Wahlversprechen einzulösen: Das KOMM gehört der Vergangenheit an. Das Jugendstilgebäude gleich gegenüber dem Hauptbahnhof wird nach Abschluß der Sanierungsarbeiten vom selbstverwalteten „Kommunikationszentrum“ zum „Künstlerhaus“ in städtischer Trägerschaft mutieren. Eine Mehrheit von CSU und FDP setzte sich damit gestern im Kulturausschuß der Stadt gegen SPD, Grüne und Nürnbergs Kulturreferent Georg Leipold durch.
Nach ihrem Wahlsieg im März letzten Jahres hatte die CSU verkündet, als erstes werde nun der „Schandfleck am Einganstor der Stadt“ beseitigt. Unterstützt von SPD und Grünen startete daraufhin der hauptsächlich von Autonomen dominierte KOMM-Verein ein Bürgerbegehren. Schnell sammelte man 25.000 Unterschriften für den Erhalt des KOMM „in der bisherigen Form“. Die CSU signalisierte Verhandlungsbereitschaft, wollte aber auf jeden Fall die Rechte der Stadt im Haus stärken. Also erarbeitete die Verwaltung um Referent Leipold ein entsprechendes Kompromißpapier, das im Stadrat einstimmig verabschiedet wurde. Daraufhin entzogen SPD und Grüne dem Bürgerentscheid ihre Unterstützung. Die Vollversammlung des KOMM lehnte das Kompromißpapier jedoch ab, so daß im Dezember 1996 der Stadtrat die Verträge mit dem KOMM-Verein aufkündigte. Die Verwaltung erarbeitete ein neues Konzept für ein „Polykulturlabor“, in dem die meisten bislang im KOMM vertretenen Gruppen Platz finden sollten. Die CSU setzte jedoch durch, daß das „Kunsthaus“, das sich bislang den Werken bildender Künstler in der Region widmete, im Haus verankert wird. Auf 300 Quadratmetern im Eingangsbereich soll nun geschehen, was SPD-Stadtrat Gebhard Schönfelder als „Rollback von Soziokultur zur bildenden Kunst“ kritisierte. Im ersten Stock soll künftig, falls es bautechnisch und finanziell realisierbar ist, ein kommunales Kino einziehen. Ein eigener Bereich wird den neuen Medien gewidmet. Mit der Eröffnung des „Künstlerhauses“ ist frühestens zur Jahreswende 1998/99 zu rechnen.
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