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Die afghanischen Taliban kommen in Bedrängnis

■ Seit Tagen nehmen die Gegner der Radikalislamisten die Hauptstadt Kabul unter Beschuß. Auch die USA zweifeln, daß die Taliban das Land befrieden können

Berlin (taz) – Seit Tagen ist Kabul erneut schwer umkämpft. Die afghanische Hauptstadt, in der die radikalislamistischen Taliban herrschen, wird vom Boden und aus der Luft beschossen. Die Ortschaften nördlich von Kabul befinden sich bereits in den Händen der Anti-Taliban-Gruppen, die sich in der „Vereinten islamischen Front zur Rettung Afghanistans“ zusammengeschlossen haben.

Den Kern der Allianz bilden die Kämpfer des tadschikischen Kommandanten Ahmad Schah Massud, die Truppen des usbekischen Generals Malek Pahlawan und die Milizionäre der Wahdat, der Kampfgruppe der schiitischen Hisara-Minderheit. Während Pahlawan und Massud von Norden her in Richtung Kabul vorstoßen, kämpfen die Hisara im Westen und Süden der Hauptstadt gegen die sunnitischen Taliban. Seit Einnahme der Ortschaft Mirbadscha- kot, die dreißig Kilometer nordöstlich der Hauptstadt auf einer Anhöhe liegt, kann die islamische Front Kabul ohne Mühe unter Raketenbeschuß nehmen.

Doch noch steht Kabul nicht vor dem Fall. Mit Hilfe des pakistanischen Militärs sollen die Taliban die Stadt mit einem Minengürtel abgesichert haben. Und weil die südöstliche Route zum Khyberpaß noch frei ist, brauchen sie sich um Waffen und Lebensmittel aus dem Nachbarland Pakistan, das sie mit allen Kräften unterstützt, keine Sorgen zu machen. Der Sturm auf Kabul würde viele Opfer kosten, heißt es im Lager von Ahmad Schah Massud, der sein Hauptquartier mittlerweile nördlich von Kabul vor dem Eingang des Salang-Passes aufgeschlagen hat.

Trotz der Angriffe schreiten die Taliban in Kabul unbeirrt mit ihrer „Islamisierungskampagne“ fort. Im Namen der Scharia, des islamischen Rechts, werden die Rechte der Frauen weiter eingeschränkt. Ihnen ist es streng untersagt, in den Hospitälern Männer zu versorgen. Ausländische Hilfsorganisationen dürfen Afghaninnen nur mit Regierungserlaubnis einstellen.

Unterdessen sind alle Versuche Pakistans gescheitert, für ihre Klientel diplomatisches Terrain zu gewinnen. Eine hochrangige Delegation aus Islamabad, die in den vergangenen Wochen in den Staatskanzleien der fünf islamischen Republiken Zentralasiens für die Anerkennung der Taliban als afghanische Regierng warb, bekam überall eine Abfuhr. So lange die Kämppfe in Afghanistan anhielten, hieß es, werde man weiterhin die vergangenes Jahr aus Kabul vertriebene Regierung von Staatspräsident Burhanuddin Rabbani als legitim betrachten. Anerkannt wurde die Taliban-Herrschaft bis jetzt nur von Pakistan, dem saudischen Königreich und den Vereinten Arabischen Emiraten. Die USA, deren Sympathie für die paschtunischen Eiferer kein Geheimnis ist, weil sie in ihnen eine antiiranische Kraft sehen, halten sich zur Zeit bedeckt. Als kürzlich der Erste Sekretär der afghanischen Vertretung in Washington unter Protest seines Chefs die weiße Fahne der Taliban über der Botschaft hissen wollte, wurde er vom State Department zurückgepfiffen. Offenbar ist die US-Regierung sich nicht mehr sicher, ob die Taliban in absehbarer Zeit imstande sein werden, das Land am Hindukusch zu befrieden, so daß US-Ölkonzerne die längst geplante Pipeline für turkmenisches Erdgas in Angriff nehmen können. Ahmad Taheri

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