piwik no script img

Jugendfreies Deutschland

Deutschlands Jugend guckt – wie so oft – durchs Röhrchen. Kein Geld für Bildung, keine Ausbildungsplätze und auch kein kuscheliges Plätzchen in der hiesigen Urlaubslandschaft. Die kurze Freude, die ein europaweiter MTV-Werbespot bereitete, ist vorbei. Keine verführerisch rasanten Bildschnitte mehr zwischen Frankfurt, Schwarzwald und Zugspitze, keine meinungsbildenden Wortfetzen europäischer Reisender und kein aufregender Musikmix mehr, der die MTV-Generation für einen Urlaub in Deutschland animieren sollte.

„Budgetzwänge“, so begründete jetzt in Frankfurt Ursula Schörcher, Geschäftsführerin der Deutschland Tourismus Marketing GmbH (DTM), das Aus. Deutschlands Jugend könnte für den Auslandsurlaub verlorengehen.

Der Dachverband für Tourismuswerbung setzt klare Prioritäten bei alten Menschen und Familien (den „Stammkunden“) und den Frühpensionären. Die Zielgruppe „junge Menschen“ soll sich nun von der keuschen Kampagne animiert fühlen, die DTM allen gemeinsam zugedacht hat. Alles nette Szenen wie das gesellige Zusammensein beim rheinhessischen Wein. Auf Kritik an der biederen, altbekannten Konzeption reagierte Ursula Schörcher diplomatisch: „Wir werden behutsam frecher.“ Wie das aussieht, zeigt die Herbstkampagne. Die Bildmotive aus dem Freizeitpark Deutschland („ein Geschmack von Freizeit und Abenteuer“) entsprechen in etwa dem Blickwinkel eines drei- bis vierjährigen Kindes. „Deutschland von unten“, meinte Ursula Schörcher. Vielleicht liegt dort die Zukunft. Erfreulich ist, daß sich die Bahn AG noch stärker als bisher bei der Kampagne engagieren wird. Sie will mit speziellen Angeboten profitieren und hofft auf automüde Reisende. Deutschlands Straßen könnten nicht nur jugendfreier, sondern auch etwas autofreier werden. Christel Burghoff

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen