piwik no script img

Des Trainers Wünsche

■ Warum es bei Werders 3:3 gegen 1860 München nur wegen der hohen Temperaturen heiß herging von taz-Gastautorin Ann-Marie Wolff, Richterin in Bremen

Nichts hatte sich Trainer Dixie Dörner nach dem Spiel gegen Hansa Rostock sehnlicher gewünscht, als daß die Mannschaft auch (endlich ?) einmal für ihn spiele. Tat sie auch am Samstag: Mit einem Elfmeter aus undurchsichtiger Situation, einem Eigentor der Sechziger und einem Zufallstreffer wäre der erste Sieg in dieser Saison glücklich nach Hause gebracht worden, wenn, ja wenn das Spiel nur 88 Minuten gehabt hätte. Länger wollten oder konnten die Spieler einfach nicht mehr an das Wohl des Trainers denken, und so gab es wieder statt der ersehnten drei Punkte nur einen.

Dabei hatte Dörner nach dem Rostock-Spiel schon einigen Spielern eine Denkpause verschafft. Aber Pfeifenberger und Frings sind eben auch keine Alternative für Frey und Labbadia. Nur der Neuling Raphael Wicky ließ in seinem ersten Bundesligaspiel Hoffnung auf mehr aufkommen. Die Mannschaft – das war bei der rührseligen Szene nach dem 3:2 deutlich – wollte sich offensichtlich für den Trainer stark machen. Aber man muß nicht nur wollen, man muß auch können: Schon ein einziger Spieler kann bekanntlich den geschlossenen Mannschaftswillen unterlaufen, insbesondere wenn er Torwart ist. Olli Reck war anzumerken, daß er offenbar in seinem dicken Sweater angesichts der Temperaturen „Hitzewallungen“hatte.

Vielleicht lag der frühe Rückstand ja auch daran, daß dem Herzog sein Kopf zu schade war, um ihn in einen Freistoß-Kracher von Bender zu halten. Aber Reck griff so oft daneben und beherrschte den Fünfmeter-Raum insbesondere bei den anderen beiden Toren so wenig, daß er sich nicht wundern muß, wenn Werders Tormann demnächst Rost heißt.

Doch ist es nicht zu einfach, einzelne Personen für das Desaster verantwortlich zu machen? Was waren das noch für Zeiten, als die Mannschaft nicht nur versuchte, eine Führung krampfhaft über die Zeit zu retten, sondern mit „kontrollierter Offensive“den Vorsprung noch ausbaute. Am Samstag war dagegen – wie schon in der letzten Saison – nach dem 2:1 Pausenstand kein Spiel nach vorne mehr zu sehen. Werder ließ sich von den Münchnern – die diesmal beim Schiri lieber nicht so genau hinhörten – hinten reindrängen.

„Bei den hohen Temperaturen war eben nicht mehr drin“, erklärte Marco Bode auf der Pressekonferenz, und man habe sich nicht wie im Rostock-Spiel auskontern lassen wollen. Genau deshalb war es aber trotz der Torflut ein lauer Fuballnachmittag: Die Elf riskiert einfach nichts und kassiert trotzdem Gegentore. Auch andere Mannschaften können im Sommer gute Leistungen bringen. Bei Werders Spielern dagegen herrscht eine psychische Blockade, deren Überwindung dem Trainer nicht gelingt. Nun ja, zwei Wünsche hat Dixie Dörner jetzt noch frei, wer weiß, ob die gute Fee noch kommt.....

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen