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Soldaten legten Brand

■ Sie stahlen erst Büromaschinen, bevor sie Unterkunft für Italiener anzündeten

Dresden (dpa) – Zwei Bundeswehrsoldaten haben gestanden, am Wochenende den Brandanschlag auf eine Ausländerunterkunft in Dresden verübt zu haben. Die 18 und 20 Jahre alten Männer gaben bei ihrer gestrigen Vernehmung als Motiv Ausländerhaß an. Sie schmierten bei dem Anschlag Freitag nacht auch zwei Hakenkreuze an das Haus.

Die Männer waren am Sonntag verhaftet worden. Der 18jährige sei der Polizei bereits wegen rechtsextremistischer Propagandadelikte aufgefallen, teilten die Ermittler mit. Die Baracke, in der italienische Bauarbeiter wohnten, war völlig ausgebrannt. Die Italiener waren nach Angaben der Polizei kurz zuvor in den Urlaub gefahren. Schon im Dezember 1996 war die Unterkunft Ziel eines Anschlags gewesen. Das Landeskriminalamt (LKA) ermittelt, ob die Männer auch diese schwere Brandstiftung verübt haben.

In den Vernehmungen gaben sie an, öfter „Zoff“ mit den Italienern gehabt zu haben, auch am Abend vor der Tat. Die beiden Männer waren nach Angaben der Ermittler am Freitag abend in die Baracke eingebrochen und hatten eine Schreibmaschine und einen Kopierer gestohlen. Gegen Mitternacht hätten sie eine Benzinspur gelegt und die Baracke angezündet. Auch in den Zeit zuvor „gehörten sie zu einer Gruppe von Rechtsorientierten, die sich öfter in der Nähe des Tatorts aufhielt“, sagte LKA-Sprecher Uwe Pradel. Vor dem Brand beobachteten Zeugen eine 20köpfige Gruppe, die mit „Sieg Heil“-Rufen durch die Straße zog.

Derzeit leisten die beiden Männer ihren Wehrdienst. Bundeswehrsprecher Jochen Kindermann sagte, es handele sich um Panzergrenadiere. Sie seien nicht in Dresden stationiert. Die Staatsanwaltschaft Dresden ermittelt wegen schwerer Brandstiftung und Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Der bei dem Brand angerichtete Sachschaden wurde auf 450.000 Mark geschätzt.

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