: „Warne vor diesem Erlebnis“
■ Eine dubiose Firma verlost Übernachtungen als „Hauptgewinn“für die Teilnahme an Umfragen / Ein Bremer „Gewinner“, just aus der Türkei zurück, rät von der Reise ab
VerbraucherschützerInnen winken ab. „GewinnerInnen“wundern sich. Ein „beschenktes“Bremer Ehepaar ist sauer und warnt: „Vor solchen Reiseumständen können wir andere Leute nur warnen.“
Anlaß für all dies bietet die „Media Umfrage Service GmbH“in Berlin. Die Firma verlockt bundesweit Menschen zu Flugbuchungen in ferne Länder, nach Malta oder in die Türkei, indem sie als Hauptgewinn fürs Mitmachen an Umfragen, Vier-Sterne-Übernachtungen in ausländischen Hotels verspricht. Allerdings: der „Hauptgewinn“wurde in Bremen jetzt derart oft freigerubbelt, daß viele BremerInnen mißtrauisch sind. Die Bremer Verbraucherzentrale, in der man die Ernsthaftigkeit der Meinungsforschungstätigkeiten der Berliner Firma eher anzweifelt, erlebte in den letzten Wochen einen so heftigen Ansturm, daß sie sogar „Gruppenberatungen“über die Praktiken der Berliner Firma abhielt.
„Aus unserer Sicht ist der Media-Hauptgewinn kein Grund, sich sorglos auf die Reise – wahlweise nach Malta oder in die Türkei – zu begeben“, sagt die Verbraucherschützerin Karin Schönwolff-Budahn. Zwei Gründe führen sie und der Hausjurist der Verbraucherzentrale, Heiner Wagenfeld, dafür an: Erstens stelle die Firma, bei der viele GewinnerInnen aus Bequemlichkeit zugleich einen relativ teuren Flug zum „gewonnenen“Hotelstandort buchen, keine Sicherungsscheine aus. Aber nur diese – für Pauschalreisen gesetzlich vorgeschriebenen – Sicherungsscheine können Verbraucher im Fall der Unternehmenspleite, beispielsweise der buchenden Berliner Firma, davor schützen, ohne Rückflug im Ausland hängenzubleiben. Und zweitens seien auch keine Regreßforderungen an das Unternehmen möglich – wenn beispielsweise der Gewinn nicht mit den Versprechungen übereinstimmt. „Solche Forderungen kann man nämlich nur geltend machen, wenn man auch einen Reisepreis bezahlt hat“, sagt der Jurist der Verbraucherzentrale, Wagenfeld. Dennoch würde er die Geschäfte der Firma „nicht als illegal bezeichnen“. Seine Umschreibung: „Die nutzen eine Lücke im Reisevertragsrecht aus.“
Was das heißt, weiß der Bremer Pensionär Brend Prenzel jetzt aus Erfahrung. Er und seine Frau sind vor ein paar Tagen aus dem türkischen Antalya zurückgekehrt. Dorthin hatte sie der Media-Gewinn verschlagen – und die Liebe zur türkischen Mittelmeerküste und ihren Bewohnern. Während das Ehepaar die Hotelunterbringung als „sehr schön“lobt, auch wenn sie nicht im versprochenen Zeynep-Hotel stattfand, schimpft es auf die Leistung der Berliner Media Umfrage Service GmbH. Die sei für allen Ärger auf der Reise, namentlich beim Flug, verantwortlich, sagt Rentner Prenzel. „Erst gab es ein ewiges Hin- und Her über den Abflugort“, berichtet Prenzel. Endlich war es Hannover. „Doch zum Reiseende landeten wir alle in Frankfurt“, schimpft Prentzel. Auch habe er, weil er an einem „Zwangsausflug“nicht teilnehmen wollte, während der sieben Tage eine Übernachtung im Hotel selbst zahlen müssen, während die restlichen 120 „GewinnerInnen“auswärts logierten. „Und wenn ich genau nachrechne, haben wir sowieso keine sieben Nächte dort geschlafen“, sagt er. Denn der Flug nach Antalya ging so verspätet ab, daß er am ersten Reisetag erst frühmorgens um fünf ins Bett kam – „und für den Abflug sind wir schon nachts um zwei Uhr aufgestanden.“
Das zu hören, dürfte auch enttäuschend für den Berliner Mitarbeiter der umstrittenen Firma sein. Bernd Ludewig nämlich verteidigt die „hochwertigen“Gewinne, die seine Firma für das Ausfüllen der Fragebögen – beispielsweise zum Thema „Euro“– ausgibt. Man wolle mit den Gewinnen einen festen Personenkreis ans Unternehmen binden, um später zielgerichtet Umfragen mit den zufriedenen GewinnerInnen durchzuführen – und hohe Rücklaufquoten zu erzielen. ede
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen