: Großkonzern verliert 84 Manager
■ Ein Drittel des Managements verläßt Südkoreas wankenden Unternehmenskoloß Kia, die Regierung stützt mit Krediten die Gläubigerbank. Derweil lauert Konkurrenz der Konzerntochter Kia Motors auf
Berlin (taz/rtr/dpa) – Die Chefs verlassen das sinkende Schiff: 84 Manager des südkoreanischen Kia-Konzerns gaben am Sonntag ihre Kündigung ab. Fast jeder dritte Schreibtisch in der Beletage des mit etwa 19 Milliarden Mark verschuldeten Mischkonzerns ist nun verwaist. Die Führungskräfte wollten auf diese Weise die Sanierung des Konzerns stützen, erklärte ein Sprecher.
Einen Teil ihrer Aufgaben hat die Regierung in Seoul übernommen: Gestern versprach Handelsminister Lim Chang Yuel, daß der Staat sich bei den Auslandsprojekten des notleidenden Autobauers engagieren wolle. Ein Beschwichtigungsbrief ging nicht nur nach Indonesien, das bei Kia die Entwicklung seines Nationalautos in Auftrag gegeben hatte. Auch in Rußland und Brasilien will sich die südkoreanische Regierung für Kia- Projekte einsetzen.
Außerdem soll Kias Hauptgläubigerin, die Korea First Bank, vier bis sechs Milliarden Mark Sonderkredite von der Zentralbank bekommen. Denn nicht zuletzt wegen der Kia-Krise hatten südkoreanische Banken zuletzt arge Probleme, auf dem internationalen Markt genug Geld zu bekommen, um flüssig zu bleiben. Die Regierung will so das Vertrauen der weltweiten Finanzakteure zurückgewinnen.
Kia, immerhin der achtgrößte Konzern Südkoreas, war Mitte Juli zahlungsunfähig geworden, als die Korea First Bank neue Kredite verweigerte. Die Autoproduktion brachte zwar Gewinne; doch vor allem der Stahlsektor zog den Betrieb in tiefrote Zahlen. Die Gläubiger gaben den Managern 60 Tage Zeit, um den Konzern umzustrukturieren. Nach der Hälfte der Frist verläßt nun ein Drittel der Manager den Konzern.
Unterdessen ist in Südkorea hinter den Kulissen ein Kampf der Autoindustrie um die Übernahme von Kia Motors ausgebrochen. Kia Motors ist die Nummer drei der Branche in Südkorea – hinter Hyundai und Daewoo. Die beiden Konkurrenten wollen gern verhindern, daß Samsung, das im März erstmals ein Auto auf den Markt bringen will, bald ganz vorne mitmischt. Doch genau das könnte passieren, wenn der am Wochenende bekannt gewordene Übernahmeplan von Samsung realisiert wird.
Dabei ist der südkoreanische Automarkt schon heute übersättigt. In Südkorea selbst werden nur etwa 1,2 Millionen Autos im Jahr verkauft, aber 2,2 Millionen produziert. Auch auf dem internationalen Markt wird es immer enger. Während Kia dem Problem mit dem Angebot von Massagesitzen begegnen will, bietet Hyundai Airbags und Fernseher für die Leute auf den Rücksitzen an. aje
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen