: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
A
Die Abenteuer von Pico und Columbus Deutschland 1992, R: Michael Schoemann
„Vom Holzwurm Pico auf die Idee gebracht, daß die Erde rund ist, sticht Columbus von Spanien aus in die See, um Indien zu erreichen. Mit von der Partie ist Pico, der seiner Angebeteten, einem entführten Lichtmotten-Mädchen, hinterherreist. Trotz abenteuerlicher Zwischenfälle endet die Fahrt glücklich. An Disney-Vorbildern orientierter farbenschöner Zeichentrickfilm, der seine turbulente Geschichte kindgerecht erzählt.“(Lexikon des internationalen Films) Atlantis
Alle Sagen: I Love You USA 1996, R: Woody Allen, D: Woody Allen, Dew Barrymore, Julia Roberts, Tim Roth
Es läßt schon Schlimmes vermuten, wenn Woody Allen im Presseheft schreibt, er wollte „amüsantes, unterhaltsames Konfekt“machen. Dies sei ein „grob gezeichneter Film, fast wie ein Cartoon, mit komischen Charakteren, die größer als im Leben sind“. Allen entpuppt sich hier als schlimmer Snob, und seine hochgerühmten geographischen Aufbrüche aus dem heimatlichen Manhattan nach Paris und Venedig können kaum als wirkliche Neuanfänge gelten. Allen modelliert beide Städte in Versionen seines eigenen Terrains um, die fast ausschließlich von reichen New Yorkern bewohnt werden. Der oberflächlich europhile Allen war nie so nah zu dem berühmten Cartoon von Saul Steinberg, in dem die Welt nur die rudimentären Ränder von Manhattan bildet. Und bei der Verwendung von Musicalnummern – bei denen die Filmfiguren plötzlich zu singen anfangen, begleitet von Juwelieren, Krankenschwestern, und sogar Phantomen – hat auch Allen keine neue Lösung dabei gefunden, die Erzählung um die Musik herum zu strukturieren.“(Sight and Sound) Gondel, UT-Kino, Casablanca (Ol), Passage (Delmenhorst)
Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willecke van Ammelrooy, Els Dottermans
„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voller Witz und trotz aller Melancholie voller Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik: Menschen kommen und gehen, Leben entsteht und vergeht. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft.“(Bremer) Cinema
Aus dem Dschungel in den Dschungel USA 1997, R: John Pasquin, D: Tim Allen, Sam Huntington, Martin Short
„Wie „Das Bankentrio“, „Noch drei Männer, noch ein Baby“und „Daddy Cool“basiert auch dieser Film auf einer französischen Erfolgskomödie. Vorlage ist Herve Paluds „Little Indian“, der mit über sieben Millionen Zuschauern der erfolgreichste Film des Jahres 1994 war. Ein Börsenmakler reist in den venezuelanischen Regenwald, um seine Ex-Frau zur Unterzeichnung der Scheidungspapiere zu veranlassen. Im Busch angekommen, macht er die bestürzende Entdeckung, daß er Vater eines 13jährigen Sohnes ist, der alsbald seinen Erzeuger nach New York begleitet. Dort entwickelt sich das übliche Kultur-Crash-Chaos. Ein netter, harmloser Familienspaß, der sich nur durch sein US-Kolorit vom Original unterscheidet.“(Cinema) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
B
Bandits Deutschland 1997, R: Katja von Garnier, D: Nicolette Krebitz, Katja Riemann, Jasmin Tabatabai
„Die Regisseurin des Films, Katja von Garnier, 30, ist ein Hot Spot. Ihren ersten Film „Abgeschminkt“, den sie als eine Art Übung während ihres Studiums an der Münchener Filmhochschule drehte, sahen 1,3 Millionen Kinogänger. Da ist es schwer, sich mit dem zweiten Streich selbst zu übertreffen. „Bandits“ist die Geschichte einer Frauen-Knast-Band auf der Flucht – schneller, bunter, weiblicher als übliche deutsche Kinokost.“(Der Spiegel) City, Muwi-Filmkunst (Ol), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Bean Großbritannien 1997, R: Mel Smith, D: Rowan Atkinson, Burt Reynolds
„Nicht von ungefähr findet sich die Warnung, man habe es mit dem „ultimativen Katastrophenfilm“zu tun, im Untertitel des ersten Filmabenteuers des im Fernsehen und Video längst zum Kulthelden avancierten Mr. Bean: Da, wo das von Rowan Atkinson gewohnt kongenial dargestellte Strichmännchen bei seinem Besuch der Vereingten Staaten hintritt, wird die Neue Welt in ihren Grundfesten erschüttert – zum Gaudium des komödienhungrigen Publikums, das von „Bean“ganz nach seinen Bedürfnissen bedient wird. Atkinson und sein Regisseur Mel Smith taten gut daran, den unverkennbaren, clever zwischen Stummfilmheroen wie Langdon und Keaton sowie modernen Leinwandkasperln wie Lewis und Carrey angelegten Tunichtgut weitgehend unangetastet zu lassen: Immer noch hinterläßt der Kindskopf mit dem Gemüt eines Simplicissimus eine Spur der Zerstörung, ohne sich des Umfangs seiner Handlungen bewußt zu sein. Der Schritt auf die große Leinwand ist ein Unternehmen, bei dem nichts schiefgehen kann.“(Blickpunkt: Film) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Solitaire (Westerstede), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
C
Chasing Amy USA 1996, R: Kevin Smith, D: Ben Affleck, Joey Lauren Adams
„Eigentlich wäre diese Geschichte der ideale Stoff für Talkshows wie „Arabella“: Junger, erfolgreicher Comiczeichner verliebt sich in junge, bildhübsche Comiczeichnerin. Nur daß Holden Hetero und Alyssa eine überzeugte Lesbe ist, was die Sache ein wenig erschwert. Doch trotz der Warnungen seines besten Freundes und Co-Zeichners Banky versucht Holden, bei Alyssa zu landen. Und tatsächlich entwickelt sich eine Freundschaft. Nach der großartigen Kioskfarce „Clerks“und der weithin unterschätzten Teenieklamotte „Mall Rats“unterstreicht Regisseur Kevin Smith mit „Chasing Amy“seine Bedeutung als Filmemacher der kommenden Generation. Andere hätten aus dieser Konfliktkonstellation ein wahlweise furchtbar kitschiges oder nervig gesellschaftskritisches Werk gestrickt. Doch Smith beweist einmal mehr, daß er sich in verqueren Liebesdingen genauso gut auskennt wie in den oft abstrusen Fanzirkeln der Comicwelt. Für „Clerks“- und Comicfans – egal ob Homo oder Hetero – könnte „Chasing Amy“zum ultimativen „Date-Movie“werden.“(Volker Bleeck) UFA-Stern
Clubbed to Death Frankreich 1997, R: Yolande Zaubermann, D: Elodie Bouchez, Beatrice Dalle
„Als Lola eines Abends im Nachtbus einschläft, landet sie im Nirgendwo der Pariser Vorstadt. Und wird aufgesogen von einem gigantischen Technoclub. In der unwirklichen Atmosphäre des Tanztempels begegnet sie dem Ex-Boxer Emir und der rätselhaften Vortänzerin Saida. Gemeinsam mit der verwunderten Heldin traumwandelt man im Ecstasyrausch, verschmilzt mit der tanzenden Menge, löst sich auf in hämmernden Rhythmen und verliert sich in der großen Liebe.“(tip) Cinema
Con Air USA 1997, R: Simon West, D: Nicolas Cage, John Malkovich
„Wer mitfliegt, zurre Sicherheitsgurt und Kotztüte fest, denn die neue machomanische Flugnummer von Produzent Jerry Bruckheimer („Top Gun“, „The Rock“) und Regisseur Simon West stürzt mit allen pyrotechnischen Schikanen ins cinematische Sommerloch. Selbst die Crew aus glanzvollen Charakterdarstellern hebt den Luftheuler kaum in höhere Schichten: Die Knackis Nicolas Cage, John Malkovich, Ving Rhames und Steve Buscemi gehören zu einer gefährlichen Flugschar, die in eine neue Hochsicherheitsanstalt verlegt werden soll. Die schweren Jungs entführen das fliegende Knastzimmer, und die Action-Apotheosen tosen.“(Der Spiegel) Ufa-Stern
Curdled USA 1996, R: Reb Braddock, D: William Baldwin, Angela Jones
„Eine junge Frau mit obsessivem Interesse an Mord und Tod arbeitet in Miami als Reinigungsspezialistin für Bluttatorte, bis sie dort auf einen sadistischen Serienkiller trifft. Der exzentrische Charme dieser skurrilen Moritat geht vor allem von der Musik und den vorzüglichen Darstellern aus. Der Soundtrack wird getragen vom beschwingten Rhythmus der Cumbis, einer aus Kolumbien stammenden Tanzmusik, die zusammen mit der munteren Natur der Hauptfigur einen reizvollen Kontrast zum makaberen Geschehen darstellt.“(tip) Filmstudio
E
Ein Mann, ein Mord USA 1997, R: George Armitage, D: John Cusack, Dan Aykroyd, Minnie Driver
„Psychopathen töten ohne Grund, ich töte für Geld! Martin Blank hat es in bald zehn Jahren als Auftragskiller weit gebracht, und doch fragt er sich, ob das alles ist im Leben. Ärger macht ihm auch sein einstiger Förderer Mr. Grocer, der ihn unbedingt zur Gründung einer Killergewerkschaft überreden will. In einer mißlichen Lage wie dieser kommt das zehnjährige Highschool-Treffen in Grosse Pointe, Michigan gerade recht. Dort trifft Martin seine Jugendliebe wieder, doch gerade als der Killer über ein neues Leben nachdenkt, wird ihm mitgeteilt, wer als neues Opfer auf seine Abschußliste gesetzt wurde. Regieveteran George Armitage („Miami Blues“) ist eine der seltsamsten, erfrischensten und witzigsten Killerkomödien der letzten Zeit gelungen. Wer's makaber mag, hat seine Freude.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
Ein Rucksack voller Lügen Österreich 1996, R: Wolfram Paulus, D: Judith Feldner, Rolf Zacher
„Es ist keine gute Idee, einen Schulausflug an einem Bundesligaspieltag zu veranstalten. Kein Wunder, daß die Schüler sogleich einen ganzen Rucksack voller Lügen aufmachen, um doch noch ins Stadion zu kommen. Als Lehrer Schwaiger drei Störenfriede in einem Bus sperrt, türmen diese in Richtung Stadion – während er selber den Kinobesuch der Klasse zu einem Rendez-vous nutzt. Die Ausreißer geraten inzwischen an einen Juwelendieb, den sie schließlich dingfest machen. Leider ist dieser Rucksack recht fadenscheinig, sind die Lügen schon zu oft gelogen.“(tip) UFA-Palast
Emma USA 1996, R: Douglas Mcgrath, D: Gwyneth Paltrow, Ewan McGrrgor
Die schnippische und letztlich furchtbar snobistische Emma ist auf den ersten Blick keine besonders sympathische Heldin, und der dramaturgische Sog des Film entsteht in erster Linie dadurch, daß man darauf hofft, sie möge doch mit ihren törichten Kupplereien möglichst empfindlich Schiffbruch erleiden. Wenn man ihr schließlich dann doch das typische Happy-End gönnt, mit dem die Austin mathematisch genau jedes Deckelchen auf sein Töpfchen setzt, dann liegt das an Gwyneth Paltrow, die Emma so jugendlich, arglos und gutherzig spielt, daß sie selbst von den strengen englischen Kritikern mehr gelobt als getadelt wurde. Als Amerikanerin versuchte sie zum Glück erst gar nicht, sich einen möglichst englischen Tonfall zuzulegen. Wer ein zweites „Sense and Sensibility“erwartet, mag entäuscht sein, aber „Emma“ist eine grundsolide Adaption mit viel Tratsch und Sinnlichkeit. (hip) Gondel, Atelier, Muwi-Filmkunst (Ol)
Der englische Patient USA 1996, R: Anthony Minghella, D: Ralph Fiennes, Kristin Scott Thomas, Juliette Binoche, Willem Dafoe, Jürgen Prochnow
Der Autor Michael Ondatje hat eine Unzahl von Geschichten in seinen Roman gewoben. „Die Geschichte der internationalen Sahara-Expedition in den dreißiger Jahren. Die Geschichte des Minensuchkorps der Britischen Armeee. Die Geschichte eines Sikhs in Europa. Die Tragödie einer Liebe.“Minghellas Film schleppt sich eine gute Stunde so dahin. Dann geschieht das Unerwartete: das Wunder.“Denn „irgendwann kommt der Moment, in dem man aufhört, an das Buch zu denken, und nur noch zuschaut. „Der englische Patient“ist nichts als ein großer, ruhiger, altmodischer Liebesfilm. Von allen Geschichten, die in Ondaatjes Roman vorkommen, erzählt er nur eine einzige. Aber dieser einen verleiht er allen Zauber, den das Kino geben kann.“(Andreas Kilb, Die Zeit) Atelier
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Fire Canada 1996, R: Deepa Metha, D: Shabana Azmi, Nadita Das
„In eine schrecklich nette Familie hat die junge Sita da eingeheiratet: Ihr Angetrauter träumt von seiner Geliebten, Schwager und Schwägerin leben im sexlosen Ehemartyrium. Diese Attacke auf die indische Bourgeoisie hat die Filmemacherin Deeppa Metha („Camilla“) mit so grimmiger Verve gedreht, daß ihr dabei die Leichtigkeit abhanden kam: Die Dialoge scheppern wie im Handbuch der Political Correctness. Aus der patriarchischen Misere läßt Metha Sita und die Schwägerin in eine lesbische Affäre entfleuchen – und unterstellt dadurch, politisch erstaunlich unkorrekt, daß Lesben eigentlich frustrierte Hetera-Frauen sind.“(Der Spiegel) Atlantis
First Strike Hongkong 1996, R: Stanley Tong, D: Jackie Chan, Jackson Lou, Chen Chun Wu
„Hongkong-Cop Jackie muß sich diesmal im CIA-Auftrag mit der russischen Mafia herumschlagen. Handlung und Charakterzeichnung wirken rudimentär und dienen der Präsentation spektakulärer Action-Szenen. Die sind teilweise vom Feinsten, wie zum Beispiel der großartig choreografierte Kung-Fu-Fight des nur mit Besen und Leiter bewaffneten Helden gegen eine Übermacht knüppelschwingender Gegner.“(tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
Fools rush in – Herz über Kopf USA 1997, R: Andy Tennant, D: Matthew Perry, Salam Hayek
„Ein One-Night-Stand, eine Schwangerschaft, eine Blitzheirat in einer Kapelle in Las Vegas. Andere lernen sich kennen, bevor sie sich kriegen, in dieser frischen kleinen Komödie geht's genau anders herum. Alex ist ein gutbetuchter Ingenieur mit Bauauftrag in Las Vegas, Isabel hat gerade genug Geld für die Fotoausrüstung zusammengekratzt, mit der sie einen Bildband über die Schönheit der Wüste machen will. Seine reiche Familie versprüht den Charme von Kühltruhen, sie stammt aus einem lauten, fröhlichen Mexikaner-Clan. Was es heißt, wenn die Liebe des Lebens die bisher so geliebte Lebensweise auf den Kopf stellt, spielen Matthew Perry und Salma Hayek mit so viel spontaner Frische vor, daß man die gegensätzlichen Chaoten Alex und Isabel gleichermaßen gern haben muß. Und Regisseur Andy Tennant verabreicht der schlauen Love-Story viel Tempo - und genau die richtige Mischung aus Herz, Kopf und treffsicherer Komik.“(TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
Das fünfte Element Frankreich 1997, R: Luc Besson, D: Bruce Willis, Gary Oldman, Ian Holm
„Wie das absolut Böse aussieht, wissen wir nicht. Nur einmal können wir seine Stimme hören. Jedenfalls bedroht es als riesige Feuerkugel die Erde. Das Böse hat einen fiesen Handlanger (Gary Oldman) auf Erden, dem sein Hitlerbärtchen an der Unterlippe klebt. Die Guten sind ein New Yorker Taxifahrer und das fünfte Element. Das ist – logisch – eine Frau. Sie kommt von einem fremden Planeten. Die Außerirdischen in diesem Film sind das Rührendste, was seit E.T. auf der Leinwand zu sehen war. Sie sehen aus wie Rhinozerosse, die aufrecht gehen. Besson hat sich keine Zukunft ausgedacht, er hat einfach die Gegenwart ein wenig weiter getrieben. Zwar können die Autos jetzt durch die Luft fahren, aber Verkehrsprobleme gibt es immer noch. Genau wie Zigaretten – nur daß die jetzt mehr Filter als Nikotin haben. Bessons Film ist ein Märchen, einem Indiana-Jones-Film ähnlicher als Tim Burtons zynischem „Mars Attacks“. Selbst Bruce Willis macht hier eine gute Figur.“(taz) Schauburg, City, Ufa-Stern, Gloria, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede)
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Goldrausch USA 1925, R: Charles Chaplin, D: Charly Chaplin, Mark Swain
„Charlie hat sich zwar stets auch der Komik der Aggresivität bedient, vor allem aber hat er alle seine Gaben auf eine andere Form des Gags gewandt: den Assimilations-Gag. Hier handelt es sich darum, ein Objekt umzufunktionieren und zwar durch Assoziation von Bildern. Nirgendwo hat Charlie dies so zur Vollendung geführt wie in „Goldrausch“: Der Schuh wird zum appetitlichen Gericht, mit den Senkeln als Spaghetti; der Tramp selbst verwandelt sich in den Augen seines hungernden Kameraden in ein gebratenes Hühnchen; und nicht zu vergessen das Wunder der Gabeln, die in zwei Brötchen gesteckt werden und zu Ballerinen-Beinen werden.“(Cahiers du Cinema) Kino 46
Gridlock'd – Voll drauf USA 1996, R: Vondie Curtis Hall, D: Tim Roth, Tupac Shakur
„Auf einer Bank im Detroiter Krankenhaus lümmeln zwei Junkies, ihre Freundin liegt im Drogenkoma. Der Schreck darüber sitzt tief, Spoon (Rapper Tupac Shakur, kurz nach Drehschluß erschossen) und Stretch (Tim Roth) beschließen, sich dem öffentlichen Entziehungsprogramm anzuvertrauen. Das aber ist ähnlich unerreichbar wie Kafkas Schloß und so betrachtet das bürokratiegeschädigte Publikum voller Anteilnahme die beiden tapferen Drogisten, die nicht nur einer gesteßten Obrigkeit, sondern auch Killer-Dealern in die Quere kommen. Vondie Curtis Halls Regiedebüt ist so lebendig und wahnwitzig wie seine Helden, die nie, trotz mieser Realität, in Selbstmitleid ersticken.“(Der Spiegel) Schauburg
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Hunger Deutschland 1996, R: Dana Vavrova, D: Catherine Flemming, Kai Wiesinger, Christiane Hörbiger
„Nachdem schon einige Komödien des neueren deutschen Kinos an die Klamotten der 50er Jahre anzuknüpfen scheinen, so drängt sich nach „Hunger“die Vermutung auf, daß eine weiter Verbindung zwischen dem ganz jungen und dem ganz alten deutschen Film besteht: Der „Problemfilm“. „Hunger“ist das Portrait einer Frau, die an Bulimie leidet, die manisch in sich hineinfrißt, um es gleich danach wieder auszukotzen. Eigentlich das „richtige“Thema für eine psychologische Studie, doch schon das Setting in der Welt des jungen, gehobenen Mittelstandes, läßt erste Befürchtungen aufkeimen: Laura ist – was den sonst – Marketing-Chefin. Sie trifft auf Simon, einen – was den sonst? – Graffitikünstler, der ansonsten einen edlen Juwelierladen betreibt. Lauras Freßschübe hat Vavrova allzu effektvoll inszeniert: mit Weißblenden und kräftigen Bässen auf der Tonspur. Wer es mit Dana Vavrova, der Ehefrau von Joseph Vilsmaier und Hauptdarstellerin seiner Filme, böse meint, könnte finden, daß sie ihr Thema an die Stereotypen des neueren deutschen Films verraten hat. Tragischer aber noch wirkt der Umstand, daß die Introspektion in das Denken von Laura, das Wechselspiel von Innensicht und Außenwelt nicht funktioniert.“(epd-Film) Schauburg
I
In Love and War USA 1996, R: Richard Attenborough, D: Sandra Bullock, Chris O'Donnell
„Richard Attenborough will nicht nur der Geschichte zeigen, was – ha! – eine richtige Harke ist, sondern auch der Literatur. 1918 zog Ernest Hemingway, gerade 18jährig, als Kriegsberichterstatter nach Italien. Er wurde schwer verletzt und verliebte sich in seine 26jährige Krankenschwester, auf deren Tagebüchern der Film beruht. „In Love and War“ist für mich das Schlimmste, was es überhaupt gibt, nämlich ein sogenannter „Ein-bißchen-Film“. Es herrscht ein bißchen Krieg, aber nicht zu doll, damit das Publikum nicht erschrickt, und manchmal ist jemand ein bißchen tot. Alles ist Dekor, nur Chris O'Donnells exorbitante Dämlichkeit als Schauspieler leider nicht. Als Hemingway ist er so geeignet wie ich es an Liz Taylors Stelle als Cleopatra gewesen wäre. Schade nur um Sandra Bullock, die mit ihrer Ernsthaftigkeit jedem noch so schlechten Film ein wenig Wärme einhauchen kann.“(Anke Westphal, taz) UFA-Palast, UT-Kinocenter
In Sachen Liebe USA 1997, R: Griffin Dunne, D: Meg Ryan, Matthew Broderick
„Stellen Sie sich vor, Sie wären Regisseur. Wen würden Sie als deftige Mischung aus dem Rüpel-Mädel Tank Girl und der Hobel-Braut Barb Wire besetzen? Griffin Dunne, selbst Schauspieler, dachte für „In Sachen Liebe“um die Ecke. Er engagierte – nein! ja! – Kullerauge Meg Ryan. Eine kluge Entscheidung. Denn als Maggie, die ihren französischen Ex-Verlobten Anton zugrunde richtet, gibt Meg einen teuflisch bösen Rachengel ab. Zur Seite steht ihr herrlich naiv Matthew Broderick, dessen EX-Verlobte mit eben jenem Anton zusammenlebt. Daß bei dieser platonischen Interessengemeinschaft Liebesversehrter irgendwann die Gefühle purzelbaumschlagen, ist klar. Denn seit „Harry und Sally“wissen wir: Männer und Frauen können auf Dauer nicht nur Freunde sein. Was „In Sachen Liebe“sehenswert macht? Daß Griffin Dunne das Kunststück vollbracht hat, eine Liebeskomödie zu drehen, die hundsgemein ist. Und weil sie zeigt, daß uns enttäuschte Gefühle in grandiose Arschlöcher verwandeln.“(Cinema) City, UT-Kinocenter, Ufa-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
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Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Caroline Link, D: Howie Seago, Emmanuelle Laborit
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie diese mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“(Der Spiegel) Cinema, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
K
Karlsson auf dem Dach Schweden 1975, R: Olle Hellbom, D: Lars Söderdahl
„Aus der Einsamkeit „erfindet“ein kleiner Junge einen fliegenden Freund, der so lange sein Spielgefährte bleibt, bis seine Eltern ihm einen Hund schenken und so einen seiner sehnlichsten Wünsche erfüllen. Trotz gewisser Unstimmigkeiten in der Logik eine schon ab 6 Jahren sehenswerte Astrid-Lindgren-Verfilmung.“(Lexikon des internationalen Films) Gondel
Knockin' On Heaven's Door Deutschland 1997, R: Thomas John, D: Till Schweiger, Jan Josef Liefers
„Auch Lausbuben kommen manchmal in den Himmel; das Sterbenmüssen ist offenbar Strafe genug dafür, wie sie über die Stränge schlugen. Hier geht es also um zwei junge Kerle, die sich als ,Abnippel-Experten' verstehen dürfen: Jeder für sich hat soeben im Krankenhaus die Diagnose erhalten, daß sein letztes Stündlein nahe bevorstehe; doch da sie sich beide zu munter zur Verzweiflung fühlen, fassen sie gemeinsam Mut zu einem letzten Ausbruch ins nie gelebte Leben. Weithin, zugegeben, ist diese Actionkomödie ein recht kumpelhaftes Abenteuer, bei dem viele freundliche Frauen immer nur kurz hereinschauen. Doch eben diese Frauenferne bewahrt den Helden ihre Unschuld: Lausbuben sind und bleiben sie und also unwiderstehlich. Wer will schon beim Sterben der erste sein? Aber so heiteren Herzens sieht man Kinohelden nicht alle Tage zum Himmel fahren.“(Der Spiegel) UFA-Stern, Muwi-Filmkunst (Ol)
Kolya Tschechien/Großbritannien 1996, R: Jan Sverak, D: Zdenek Sverak, Andrej Chalimon
„Garantiert überlegen in Hollywood schon etliche Produzenten fieberhaft, welchen ergrauten Superstar – Robert Redford? Jack Nicholson? – sie für ein Remake von „Kolya“begeistern könnten. Gefragt, worum es in der oscar-prämierten Tragikomödie aus Tschechien eigentlich geht, würden sie dann vermutlich im typisch knappen Hollywood-Jargon antworten: „Green Card“meets „Kramer gegen Kramer“. Der wegen politischer Mißliebigkeit kaltgestellte Prager Cellist Frantisek läßt sich auf eine Scheinehe mit einer Russin ein. Als seine Gatin in die BRD rübermacht, hat der Kinderhasser und notorische Casanova plötzlich ihren fünfjährigen Sohn Kolya am Hals. Die Tränendrüse wird nicht strapaziert, dennoch trifft der Film mitten ins Herz. Ohne billige Effekte und mit viel Humor. Ein echtes Juwel.“(Cinema) Schauburg, Casablanca (Ol)
L
Lichter der Großstadt USA 1931, R: Charles Chaplin, D: Charly Chaplin, Virginia Cherill
„Chaplin führt seinen Tramp in diesem Film in die „gute Gesellschaft“ein, und er attakiert diese Gesellschaft mit offenem Hohn. Das zeigt sich gleich in der ersten Szene. Der Tramp sucht Unterkunft für eine Nacht, entdeckt ein „Zelt“und merkt nicht, daß es sich um die Umhüllung eines Denkmals handelt. Als die Statue, die „Frieden und Wohlstand“symbolisiert, am nächsten Morgen feierlich enthüllt wird, sitzt auf ihrem Schoß der arbeitslose, abgerissene Tramp. Kritische Distanz zeigt sich auch in den Szenen mit dem Millionär, der nur im Zustand der Trunkenheit menschlich ist. Bert Brecht hat dieses Motiv später in seinem Schauspiel „Herr Puntila und sein Knech Matti“aufgegriffen.“(Reclams Filmführer) Kino 46
Lost World USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Jeff Goldblum, Julianne Moore, Arliss Howard
Kurzkritik siehe bei „Vergessene Welt“
M
Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou
„15 Jahre Vorbereitung, drei Jahre Drehzeit, sechs Monate Schneiden von 80 Kilometer Filmmaterial haben sich gelohnt: „Mikrokosmos“entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wespen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernymphen im Mondlicht schwirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmen, beispielsweise von der Argyronet-Wasserspinne, die ihre Beute in einer selbstgeschaffenen Luftblase verspeist. Mit seinen phantastischen Bildern, den hinreißend schönen Landschafts- und Himmelseinstellungen dürfte „Mikrokosmos“auch im Kino sein Publikum finden.“(Silke Schütze) Kino 46
N
Nirvana Italien/ Frankreich 1997, R: Gabrielle Salvatores, D: Christopher Lambert, Diego Abatantouno
„Die Zukunft ist ein Spiel, prophezeit der Untertitel zu „Nirvana“, mit dem sich Gabrielle Salvatores fünf Jahre nach dem Oscar-Gewinn von „Mediterraneo“wieder in den deutschen Kinos zurückmeldet. Doch in der Gegenwart erweist sich seine futuristische Reflexion über die Entmenschlichung der realen und Humanisierung der virtuellen Realität als nur mäßig unterhaltsames Vergnügen, dem es zwar nicht an Ambition und Taktik, wohl aber am Spielerischen mangelt. Einflüsse asiatischer Religionen sind unübersehbar, wie auch die literarischen Entwürfe William Gibons oder cineastische Vorbilder wie „Blade Runner“, der verwandte Fragen humaner und moralischer Natur spannender und tiefgründiger diskutierte. Auch in Atmosphäre und Ausstattung zeigt sich „Nirvana“von Ridley Scotts Klassiker inspiriert, muß sich aber aufgrund sichtbarer Budgetgrenzen in den Bildausschnitten auf die kleine Lösung beschränken.“(Blickpunkt:Film) Ufa-Stern, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
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Obsession Deutschland/Frankreich/Großbritannien 1996, R: Peter Sehr, D: Heike Makatsch, Charles Berling, Daniel Craig
Lauter sympathische und interessante Menschen stellt uns Peter Sehr in seiner Berliner Version von „Jules & Jim“vor: Sein Jules ist der weiße Afrikaner John, der glaubt, auf einem verlorenen Stück Film das Geheimniss seiner Familie zu finden, sein Jim ist ein französischer Wissenschaftler, der an pochenden Herzen nach dem Geheimnis des Lebens sucht. Und Heike Makatsch spielt eine forsche Trompeterin zwischen den beiden so offenherzig und natürlich, daß man ihnen eine Zeitlang gerne in die Untiefen einer Dreiecksgeschichte folgt. Und doch geht dem 114 Minuten langen Film leider etwa zur Hälfte die Luft aus. So lange Sehr ihn mysteriös-poetisch schweben läßt, solange man nicht so richtig weiß, was hier überhaupt erzählt wird, folgt man dem Regiseur gespannt und willig. Aber die Lovestory wird dann leider arg konventionell.(hip) Schauburg, Casablanca (Ol)
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Prinz Eisenherz Deutschland/Großbritannien/Irland 1997, R: Anthony Hickox, D: Stephen Moyer, Katherine Heigl, Udo Kier
„Vom Knappen am Hofe König Arthurs zum Herrscher von Thule: Der erste „Prince Valiant“-Comic aus dem Jahre 1937 ist längst Legende. An diese überlebensgroße Vorlage hat sich Produzent Bernd Eichinger gewagt. Mit vergleichsweise bescheidenem Aufwand ließ er ausgerechnet den nur aus Videotheken bekannten Horrortrash-Spzialisten Anthony Hicko die Geschichte nachempfinden. Sein Film setzt sich immer wieder die Zeichnungen aus Hal Fosters Original als Maßstab und blendet von ihnen in die Realszenen über. Dieses heikle Vorhaben gelingt, der „Look“stimmt. Trockener Dialog-Humor und ein pausenlos dröhnender Soundtrack tragen dazu bei, der Handlung ihren pathetisch-mystischen Ernst zu nehmen und damit den naheliegenden Vergleich mit viel teureren Hollywood-Spektakeln zu unterlaufen.“(Kultur!news) UFA-Stern
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Red Ribbon Blues USA 1995, R: Charles Winkler, D: Paul Mercurio, Debie Mazar / Originalfassung ohne Untertitel
„Der schwule Maler Troy, die zynische Ex-Junkie Darcy und der Galerist Harold sind HIV-positiv. Hoffnung keimt auf, als ein Pharmakonzern ein Mittel auf den Markt bringt, das den Krankheitsverlauf stark verlangsamt. Einziger Haken: Es ist schweineteuer. Ein schlechter Witz wird plötzlich zur rettenden Idee: Mit coolen Masken, Spielzeugpistolen und flotten Sprüchen meistern sie den Überfall auf den nächsten Drugstore bravourös. Die Medien laufen Amok, und die Red-Ribbon-Robin-Hoods haben viel zu viel Spaß, um aufzuhören. Regiseur Charles Winkler vollbringt das Kunststück, aus dem brisanten Stoff ein wunderbare Action-Komödie zu schaffen, deren Tonfall immer humorvoll, humanistisch und lebensbejahend ist.“(Kommunalkino) Kino 46
Romy & Michelle USA 1997, R: David Mirkin, D: Mira Sorvino, Lisa Kudrow
„Daß Blondienen doch bevorzugt sind und nichts über eine beste Freundin geht, zeigt Regisseur David Mirkin: die aphrodisische Mira Sorvino und die nicht minder bemittelte Lisa Kudrow spielen zwei schrille Strohköpfe, die seit der Schulzeit mehr durch dünn als dick stolpern. Nun droht ein Klassentreffen, vor dem sie sich wegen peinlichem Mangel an Erfolg im Leben eher fürchten. Doch was nicht ist, kann man ja vortäuschen. Eine Komödie wie die kalifornischen Fummel der beiden: nicht viel dran, aber sehr aufmunternd.“(Der Spiegel) City
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Speed 2 USA 1997, R: Jan De Bont, D: Sandra Bullock, Jason Patrick, Willem Dafoe
„Wie erfrischend sauste doch in die dröge Kinosaison 1994 „Speed“hinein: Ein Action-Thriller von schnörkelloser Eleganz, klar, scharf, plausibel. Und dazu das ansteckemd meckernde Lachen von Sandra Bullock! Die Fortsetzung mag wegen des Erfolges unvermeidlich gewesen sein, doch sie muß ohne den Herzbuben Keanu Reeves auskommen und auch ohne den cleveren Autor Graham Yost. So hat Regisseur Jan De Bont selbst eine neue Story ausgeheckt, die als Super-Bomben-Leger, o je, o je, wieder mal einen größenwahnsinnigen Computerfreak aufbietet und als Schauplatz einen Kreuzfahrtdampfer. Da es von der Höhe der Kommandobrücke bis hinab in die Eingeweide der Maschinerie furchtbar viel herumzuhebeln gibt, kommt bald der Überblick abhanden.“(Der Spiegel) City, UFA-Stern
Susi und Strolch USA 1955, R: Hamilton Luske, Glyde Geronimi, Wilfried Jackson
„Eine verwöhnte Cockerdame verliebt sich in einen sympathischen Straßenköter, Gefühl- und humorvolle Hundeabenteuer in einem Zeichentrickfilm Walt Disneys, der den Tieren rein menschliche Eigenschaften und Reaktionen unterstellt. Liebenswürdige Unterhaltung für Jung und Alt.“(Lexikon d. Intern. Films) Schauburg
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Tieta do Brasil Brasilien 1996, R: Carlos Diegues, D: Sonia Braga
„Auch in Bahia ist nicht alle Tage Karneval, doch die Lebenslust reicht für einen saftigen Sommerfilm. Dieser hier, nach einem Roman des beliebten Volksautors Jorge Amado, erzählt von der schönen Tieta, die vor 26 Jahren als Sünderin aus ihrem Dorf verjagt wurde, nun aber als reiche Witwe mit Jubel empfangen wird. Aber nein, dies ist kein Remake von Dürrenmatts „Der Besuch der alten Dame“, den die Heimkehrerin - Sonia Braga, Brasiliens Sexstar im Ruhestand, in einer Prachtrolle - erweist sich als lustige Witwe mit platinblonder Mähne: Nicht rächend, sondern erotisierend hält sie sich an denen schadlos, die sie einst verstießen. Auch das, natürlich, ist eine moralische Geschichte.“(Der Spiegel) Cinema, Passage (Delmenhorst)
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Vergessene Welt USA 1997, R: Steven Spielberg, D: Jeff Goldblum, Julianne Moore, Arliss Howard
„Steven Spielbergs Fortsetzung des Blockbusters „Jurassic Park“von 1993 ist unverkennbar das Produkt eines meisterlichen Handwerkers. Diesmal hat er zudem einen Weg gefunden, auch sich selber zu amüsieren, obwohl er dem Publikum einen Film der Art vorsetzt, der er selber inzwischen offensichtlich entwachsen ist. Auf seiner zweiten Reise in das Land der Dinosaurier verzichtet der Regisseur auf die ehrfurchtvolle Ernsthaftigkeit, die seinen Stil im ersten Film fossilisierten, und ersetzt sie mit flotten Jahrmarktsattraktionen und einem neckenden, selbstironischen Ton. Er spielt mit unserer Begierde danach, von seinen mechanischen Monstern erschreckt zu werden, und manipuliert uns dabei so mühelos, daß wir über die Primitivität unserer Reaktionen zu lachen beginnen. Er arbeitet hier wie ein großartiger Gagman, der frei mit den klassischen Abenteuermotiven spielt (darunter ein „cliffhanger“im wahrsten Sinne des Wortes).“(The New Yorker) Europa, UFA-Palast, UT-Kino, Lichtspielhaus (Del), Wall- & Ziegelhofkinos (Ol), Solitaire (Westerstede), Lindenhof (Wildeshausen)
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When We Were Kings USA 1996, R: Leon Gast / Originalfassung mit Untertiteln
Hymnen auf Heroen werden heute kaum noch angestimmt, aber es gab einmal eine Zeit, als James Brown und B.B. King für Muhammad Ali sangen, und dieser Dokumentarfilm über dessen epochalen Boxkampf gegen George Forman in Zaire ist ein Heldenlied im besten, fast schon vergessenen Sinne des Wortes. So sind einige Trainingsschläge von Ali so geschickt montiert, daß sie genau dem beat der Soulmusik von James Brown entsprechen. Und Ali beherrscht den Film tatsächlich wie ein König. Boxen sehen wir ihn gerade einmal ein paar Minuten lang, aber wie er mit den Journalisten umgeht, wie er die Menschen in Zaire für sich einnimmt, wie er aus dem Stegreif für jede Situation genau die richtigen Worte findet – das ist die große Überraschung dieses Films. Und wenn man einmal während des Kampfes, nur für eine Sekunde und in Zeitlupe, die Angst in den Augen von Muhammad Ali aufblitzen sieht, dann ist dies die Note, die das Heldenlied endgültig wahr klingen läßt. (hip) Kino 46
Wilde Kreaturen USA 1996, R: Robert Young, Fred Schepisi, D: John Cleese. Jamie Lee Curtis, Kevin Kline, Michael Palin
„Es gibt wenig zu lachen in „Wilde Kreaturen“, dem chaotischen, freudlosen Nachfolgefilm von „Ein Fisch names Wanda“. Kevin Kline gibt hier gleich zwei schlechte Vorstellungen: Als ein skrupelloser australischer Industiemagnat und sein amoralischer Sohn, der Vizedirektor eines kleinen britischen Zoos wird, den sein Daddy gekauft hat. Die konfuse Geschichte, in deren Mittelpunkt eine Schlacht zwischen knuddeligen Tierhütern und knuddeligen Tieren steht, erinnert an die verstaubten englischen Komödien der 50er Jahre. Die ständigen Witze über Brüste, Fürze und Orgien sind etwa so witzig wie offene Entzündungen.“(The Observer) Ufa-Stern
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