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Darminfektion geht umKleinkinder gefährdet

■ Häufung in Nordwest-Niedersachsen / Ein Säugling ist schon gestorben

Die Gesundheitsbehörden haben eine besorgniserregende Häufung von gefährlichen Darminfektionen bei Säuglingen und Kleinkindern festgestellt. In Cloppenburg ist bereits ein Säugling an der Infektion gestorben. „In Nord- und Nordwestniedersachsen sind vermehrt Kinder an einer ganz speziellen, von besonderen Kolibakterien ausgelösten Darminfektion erkrankt“, sagte der Präsident des Landesgesundheitsamts, Adolf Windorfer. Er bestätigte damit einen Bericht der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“.

Diese Infektionen könnten zu tödlichen Nierenversagen führen und seien vor allem für Säuglinge und Kleinkinder eine Gefahr, hieß es. In anderen Bundesländern wurde bislang keine Zunahme derartiger Fälle verzeichnet. Eine Sprecherin des schleswigholsteinischen Gesundheitsministeriums in Kiel sagte lediglich, im Sommer sei eine gewisse Häufung von Darminfektionen normal.

Übertragen werden die sogenannten EHEC-Bakterien nach Windorfers Angaben durch den Verzehr roher Nahrung. Durch rohes Fleisch und rohe Milch könnten die Bakterien in das Verdauungssystem der Kinder gelangen. Windorfer riet, rohe Milch abzukochen und auf Gerichte mit rohem Fleisch vorerst zu verzichten. Infizierte leiden zunächst an wässrigem Durchfall und an Bauchkrämpfen.

Windorfer sagte, in Cloppenburg sei bereits ein fünf Monate altes Mädchen an der Infektion gestorben. Im Bereich Wilhelmshaven seien sieben Kinder erkrankt. Auch in Südniedersachsen gebe es einzelne Fälle. In Osnabrück sei ein neun Jahre altes Kind wegen der Bakterien behandelt worden.

In einem Zeltlager im emsländischen Haselünne hatten sich bereits vor zwei Wochen elf Kinder durch den Genuß von Rohmilch mit den EHEC-Bakterien angesteckt. Ein Mädchen mußte deswegen wegen Nierenversagens behandelt werden. Schon Anfang August hatte das Landesgesundheitsamt wegen der von den Kolibakterien ausgehenden Gefahr zu strenger Hygiene beim Umgang mit Milch und Fleisch aufgerufen.

Über die Verbreitung der Infektionen konnte Windorfer keine genauen Angaben machen. „Derzeit läuft eine Umfrage unter den niedersächsischen Kinderkliniken, um festzustellen, wieviele Kinder erkrankt sind.“Sie werde Anfang kommender Woche ausgewertet. Hinweise auf die Ursache der Häufung der Infektionen, etwa ob Fleisch oder Milch jetzt häufiger als früher mit Kolibakterien belastet seien, gebe es nicht. dpa

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