: Bomben auf Brazzaville
■ Schwere Kämpfe in der Republik Kongo. Luftangriffe auf Hauptstadt
Kinshasa (AFP/taz) – Mit Luftangriffen aus Kampfhubschraubern auf den Nordteil der Hauptstadt Brazzaville ist gestern früh die Regierung von Präsident Pascal Lissouba in der Republik Kongo gegen ihre Gegner in die Offensive gegangen. In der Nacht war nach Auffassung der Opposition unter Expräsident Denis Sassou-Nguesso das reguläre fünfjährige Mandat Lissoubas als Staatspräsident abgelaufen.
Weil die geplanten Präsidentschaftswahlen im Juli aufgrund der seit Juni andauernden Kämpfe nicht zustandekamen, hatte Lissouba seine reguläre Amtszeit durch das Verfassungsgericht verlängern lassen. Dies erkennt Sassou-Nguesso nicht an. Seine „Vereinigten Demokratischen Kräfte“ lehnen auch einen von der Regierung des benachbarten Gabun mit französischer Unterstützung ausgehandelten Friedensvertragsentwurf ab, der den Verbleib Lissoubas im Amt und die Bildung einer Allparteienregierung vorsieht, und betrachten das Amt des Staatsoberhauptes seit heute als vakant.
Sassou-Nguesso, der den Nordteil Brazzavilles und mehrere Provinzen der Republik Kongo kontrolliert, rief seine Anhänger gestern zu „verstärktem Widerstand“ gegen die Regierungstruppen auf. In den letzten Tagen sind Tausende Bewohner von Brazzaville vor den eskalierenden Kämpfen über den Kongo-Fluß nach Kinshasa in die benachbarte Demokratische Republik Kongo geflohen. Die seit Anfang Juni anhaltenden Kämpfe in Brazzaville haben zwischen 4.000 und 7.000 Tote gefordert. Am vergangenen Dienstag hatte Lissouba angefangen, neben Beschuß aus schwerer Artillerie auch russische Kampfhubschrauber einzusetzen.
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