: Ab in den Heimatknast
■ Niedersachsen will verurteilte Ausländer noch schneller abschieben
Hannover (taz) – Verurteilte Straftäter ohne deutschen Paß will die niedersächsische Justizministerin Heidi Alm-Merk künftig vermehrt in Gefängnisse ihrer Herkunftsländer abschieben.
Einfacher werden soll die Vollstreckung bundesdeutscher Strafen in den Herkunftsländern der Verurteilten durch eine Änderung des „Überstellungsübereinkommens“ des Europarates, die nach Angaben der SPD-Politikerin noch in diesem Monat eingeleitet wird. Bisher können in der Bundesrepublik verurteilte Straftäter ohne deutschen Paß nicht gegen ihren Willen zur Strafvollstreckung in Gefängnisse ihrer Heimatländer verfrachtet werden. Das geltende Übereinkommen des Europarates macht eine Strafverbüßung im Heimatland von der Zustimmung des Verurteilten abhängig.
Auf eine Änderung dieses Übereinkommens hatte Niedersachsen bereits im vergangenen Jahr gedrängt und auch einen entsprechenden Beschluß der Justizministerkonferenz der Länder initiiert. Nach Angaben von Alm- Merk hat zumindest der Strafrechtslenkungsausschuß des Europarates inzwischen eine Änderung des Überstellungsübereinkommens gebilligt, nach der eine Abschiebung zur Strafverbüßung im Herkunftsland auch gegen den Willen des Verurteilten nun möglich werden soll.
Noch in diesem Monat erwarte man auch die Zustimmung des Ministerkomitees des Europarates zu dieser Änderung, sagte gestern eine Sprecherin des Justizministeriums in Hannover. Allerdings müsse das geänderte Überstellungsübereinkommen anschließend noch von den Parlamenten der Mitgliedsstaaten des Europarates ratifiziert werden. Die Bundesregierung solle außerdem Druck auf die in Betracht kommenden Herkunftsländer ausüben, falls diese sich weigerten, bei der Strafvollstreckung mitzuwirken. Im Heimatland dürfe eine Entlassung aus dem Strafvollzug erst nach Verbüßung eines angemessenen Teils der Strafe erfolgen. Jürgen Voges
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen