: Sarkuhi vor dem Kadi
■ Iranischer Regimekritiker soll schon bald abgeurteilt werden
Teheran (dpa/rtr) – Ein iranisches Gericht wird in Kürze ein Urteil im Fall des Regimekritikers und Schriftstellers Faradsch Sarkuhi sprechen. Das berichtete die Tageszeitung Salaam gestern. „Die erste Phase der Gerichtsverhandlungen gegen Sarkuhi wurde beendet, und in Kürze wird die zweite Phase starten, wo dann auch das Endurteil gefällt wird“, sagte Mohammed Hussein Siaifar, Sekretär der staatlichen iranischen Menschenrechtskommission, der Zeitung. Sarkuhi sei in dem Prozeß durch einen Anwalt vertreten. Er habe auch ein Treffen mit der iranischen Menschenrechtskommission gehabt.
Sarkuhi, ehemaliger Chefredakteur der iranischen Literaturzeitschrift Adineh (Freitag), wurde im Februar dieses Jahres wegen angeblich illegalen Grenzübertritts im Süden Irans verhaftet und war seitdem in Teheran und später in Shiras in Haft. Der Fall des Ehrenmitglieds des PEN-Clubs, dem auch Spionage vorgeworfen wurde, führte zu diplomatischen Spannungen zwischen Iran und Deutschland. Die Frau und die Kinder Sarkuhis leben in Deutschland.
Währenddessen sind die Bemühungen der EU, das angespannte Verhältnis zu normalisieren, offenbar ohne Erfolg geblieben. In diplomatischen Kreisen hieß es gestern, die Gespräche des EU-Beauftragten Paul Meurtz aus Luxemburg in Teheran seien zwar eine gute Gelegenheit zur Aufnahme des Dialogs gewesen, in der Botschafterfrage hätten sie aber kein Ergebnis gebracht. Mit Ausnahme Griechenlands sind die EU-Staaten gegenwärtig nicht durch Botschafter in Iran vertreten. Nach Angaben aus Diplomatenkreisen besteht Iran weiterhin darauf, daß die EU-Vertretungen ihre Tätigkeit normalisieren müßten, bevor es Fortschritte geben kann. Die Botschafter waren zurückberufen worden, nachdem das Berliner Kammergericht im Prozeß um die Ermordung von vier Kurden im Frühjahr höchste iranische Stellen als Drahtzieher bezeichnet hatte.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen