: Gegenwind für Kanther
■ Grüne und Juristen greifen Kanther an. Bayern schließt sich Initiative an
Bonn (AFP/dpa) – Die Methoden der Verbrechensbekämpfung rücken vor der Bürgerschaftswahl in Hamburg am 21. September und ein Jahr vor der Bundestagswahl zunehmend in den Brennpunkt des politischen Streits. Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) stieß gestern mit seinen Vorschlägen für eine „Aktion Sicherheitsnetz“ auf Protest bei Juristenverbänden und den Grünen. Kanther will Methoden nach US-Vorbild in einem mehrjährigen Modellversuch in Großstädten erproben.
Nach Hamburg, Bremen und Niedersachsen will auch Bayern mehr Bundespolizei in die Metropolen schicken. Innenminister Günther Beckstein bekundete in einem Antwortbrief an Kanther seine Kooperationsbereitschaft.
Der Chef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Hermann Lutz, begrüßte Teile des Kanther-Modells, das aber nicht zu Lasten der Polizei gehen dürfe. Brandenburgs Innenminister Alwin Ziel (SPD) dagegen hält die Einführung neuer Polizeimethoden nach US-Modell für sein ländlich strukturiertes Bundesland für überflüssig.
Der Vorsitzende des Deutschen Richterbundes, Rainer Voss, nannte Kanthers Vorwurf, die Justiz gehe nicht hart und schnell genug gegen Straftäter vor, „starken Tobak“. Der Vorsitzende des Strafrechtsausschusses des Deutschen Anwaltsvereins, Eberhard Kempf, warf Kanther Aktionismus vor, um von eigenem Versagen abzulenken.
Der Rechtsexperte von Bündnis 90/Die Grünen im Bundestag, Volker Beck, nannte einen BGS-Einsatz gegen Ladendiebe und Schwarzfahrer unverhältnismäßig und absurd. Auch sei dies ein Anschlag auf den Föderalismus. Der hessische Justizminister Rupert von Plottnitz (BÜndnisgrüne) warnte die SPD vor weitreichenden Zugeständnissen an die Union bei der inneren Sicherheit. Die Grünen würden bei einem Regierungswechsel in Bonn eine Innenpolitik nach dem Muster Stoibers und Kanthers nicht mitmachen, sagte von Plottnitz.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen