piwik no script img

Kontrolle ist nötig

■ Kommando Spezialkräfte: Enges Aufgabengebiet

Die Bundeswehr braucht eine Eliteeinheit, die für Geiselbefreiung und die Evakuierung von Deutschen aus Krisengebieten ausgebildet ist. Bewaffnete Auseinandersetzungen verlaufen seit dem Ende des Kalten Krieges unübersichtlicher als zu Zeiten der Blockkonfrontation. Diplomatische Bemühungen allein können die Sicherheit von Ausländern in Konfliktzonen nicht mehr garantieren.

Deutsche sind in den letzten Jahren unter anderem aus Somalia, Ruanda und Zaire mit der Hilfe von Nato-Verbündeten evakuiert worden. Auf die Dauer kann die Bundesrepublik nicht verlangen, daß sich andere um ihre Staatsbürger kümmern. Auch die GSG9, die einst in Mogadischu die Landshut-Geiseln rettete, kann die Aufgabe nicht alleine übernehmen. Sie darf laut Gesetz nur mit Zustimmung der Regierung des Landes operieren, in dem der Einsatz stattfindet. Das schränkt ihre Aktionsmöglichkeiten im Gefahrenfall erheblich ein. Die Ausbildung der KSK-Angehörigen (Kommando Spezialkräfte) ist deshalb notwendig. Die parlamentarische Kontrolle der Einsätze muß allerdings gründlich abgesichert werden. Da derartige Operationen im Regelfall aus Sicherheitsgründen erst nachträglich vom Bundestag genehmigt werden können, sollte mindestens eine parlamentarische Kontrollkommission eingerichtet werden.

KSK-Angehörige sollen aber auch für Aufgaben wie Kampfeinsätze im gegnerischen Gebiet und Aufklärung hinter den feindlichen Linien ausgebildet werden. Da wird's nun wirklich gefährlich für die demokratische Struktur der Bundeswehr. Ein Spezialkommando für besonders riskante Einsätze braucht besondere Bedingungen: keine Wehrpflichtigen, erschwerter Dienst, hoher Teamgeist, erhöhte Geheimhaltungspflicht, möglicherweise Einschränkung demokratischer Rechte. All das birgt das Risiko, daß die Elitesoldaten meinen, sie könnten besondere Regeln für sich in Anspruch nehmen.

Diese Gefahr wird gemindert, wenn die Aufgaben der Spezialtruppe eng begrenzt bleiben. Die Notwendigkeit, über ein Kommando für Evakuierungen zu verfügen, darf nicht als Vorwand für die Erstellung einer aggressiv trainierten Sondereinheit mißbraucht werden. Hier gilt es, den Anfängen zu wehren. Bettina Gaus

Bericht Seite 5

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen