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Jüdischer Friedhof geschändet

■ Nachama verurteilt die Beschädigung von 28 Grabsteinen

Noch unbekannte Täter haben in der Nacht zum Mittwoch einen jüdischen Friedhof im Bezirk Prenzlauer Berg geschändet und dabei 28 Grabsteine zum Teil erheblich beschädigt. Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, verurteilte die Schändung. „Menschen, die Tote nicht ruhen lassen, haben es nicht verdient, mit Toleranz bedacht zu werden“, sagte er nach einem Rundgang auf dem Friedhof in der Schönhauser Allee. Am Nachmittag besuchte Bundesinnenminister Manfred Kanther (CDU) wie geplant den jüdischen Friedhof in Weißensee.

Anzeichen auf eine politisch motivierte Tat gibt es nach ersten Angaben der Polizei nicht. Der Staatsschutz habe die Ermittlungen übernommen. Nachama erläuterte, es habe keine Schmierereien und keine Bekennerschreiben gegeben, doch mache dies die Sache nicht harmloser.

Eine solche Tat sei nicht aktzeptabel, egal ob sie politisch motiviert oder als Randale verübt worden sei, sagte Nachama, nachdem er sich einen Überblick über die Verwüstung verschafft hatte. Der Friedhof sei schon oft geschändet worden, allerdings sei es die erste Tat überhaupt, seit er Anfang Juni sein Amt als Vorsitzender der Gemeinde angetreten habe.

„Die Grabsteine sind zum Teil auf alle Zeiten zerstört“, erklärte Nachama. Einige von ihnen seien 150 Jahre alt gewesen. Erhaltene Steine sollten wieder aufgestellt und verdübelt werden, sagte der Friedhofsverwalter Ron Kohls.

Auf dem 1827 eingeweihten Friedhof wurden mehr als 22.500 jüdische Menschen beigesetzt, die letzten von ihnen noch in den 70er Jahren dieses Jahrhunderts. Zu den hier Ruhenden gehören unter anderem die jüdischen Gefallenen der Märzrevolution von 1848 und Persönlichkeiten wie Leopold Ullstein, der Gründer des Ullstein- Verlages, und der Maler Max Liebermann. dpa

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