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Der Preis für Ortwin Runde

■ Konzession an die SPD-Rechte: Die Koalitionsverhandlungen müssen offen geführt werden, und Kuhbier soll Parteichef bleiben

„Meine Präferenz ist es nicht“, verkündete SPD-Parteichef Jörg Kuhbier am Montag abend dem sozialdemokratischen Landesvorstand. Doch er wolle den zur Parteilinken zählenden Finanzsenator Ortwin Runde als Nachfolger des zurückgetretenen Bürgermeisters Henning Voscherau vorschlagen. Noch bis zum Mittag hatte er versucht, die Genossen auf Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow einzuschwören. Vergeblich. Bis auf den Altonaer SPD-Chef Olaf Scholz lehnte die Linke den Voscherau-Vertrauten ab.

Der Name Runde war gefallen, die Rechten nahmen ihre erste Auszeit. Heftig wurde gestritten. Doch der übermächtige Wortführer Eugen Wagner, Bausenator und Chef des größten SPD-Bezirks Mitte, war nicht dazu zu bewegen, sich für den umstrittenen Umweltsenator Fritz Vahrenholt einzusetzen. Fluchend zog Vahrenholt von dannen (taz berichtete gestern).

„Den Mirow will ich nicht“, verweigerte Wagner auch seine Zustimmung zu dem Kompromißkandidaten. Er müsse auch an seine Wähler denken. Und bei denen kommt man mit einem intellektuellen Diplomatensohn einfach nicht an. Der andere starke Mann der Rechten, Ex-Fraktionschef Günther Elste, forderte den linken Integrator Kuhbier zur Kandidatur auf, der aber dankend ablehnte.

Was nun? Die jungen Rot-Grün-Feinde, allen voran der Wandsbeker Schwuso Peter Maßmann, nörgelten, das sei alles ein abgekartetes Spiel. Bis Wagner pathetisch das Wort ergriff: „Dies ist die Stunde der Entscheidung.“Und: „Ich habe nichts eigenes, also muß ich den Linken nehmen. Das ist die Lage.“Auch Elste stimmte zu. Dann war die Sache gelaufen.

Der Rest war nur noch eine Frage des politischen Preises. Runde durfte reinkommen und brav versichern, daß die Koalitionsfrage für ihn völlig offen sei. Kuhbier versprach, daß er auch weiterhin für eine Vermittlung zwischen den Flügeln zur Verfügung stünde und im April noch einmal für den Parteivorsitz kandidieren werde.

In geheimer Abstimmung erhielt Runde eine Zweidrittelmehrheit: 14 Jas, fünf Neins, drei Enthaltungen. Am Freitag soll ein außerordentlicher Landesparteitag über den Vorstandsvorschlag abstimmen. Silke Mertins

Runde-Interview und Porträt

Seite 4, Kommentar Seite 1

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