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Ein amerikanischer Brückenkopf

Früher war die Friedrichstraße ein Ort mit vielen Geschichten, die die DDR auch irgendwie transzendierten. Der Intershop im Bahnhof war ein amerikanischer Brückenkopf, an dem es die amerikanischen „Camel ohne“ gab, die besser schmeckten als die westlichen. Gern war man hier betrunken vom polnischen Wodka.

Die schroffe Teilung von oben und unten hat sich erhalten. Man bleibt unten und spricht nur ungern über das Oben. Niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, würde am sogenannten U-, S- und Fernbahnhof der sogenannten Friedrichstraße aussteigen. Wer's doch tut, ist ein Held, wenn er den Weg zum Fernbahnhof findet.

Dem Bahnhof fehlt alles, was einen Bahnhof ausmacht. Keine Eingangshalle, in der sich Nah- und Fernreisende, Junkies und Yuppies vermischen, keine Sexshops, keine Geschäfte. Lebendig wirken hier nur die hasch- und alkoholsüchtigen Punks, die unter einem Transparent sitzen, das ein weiteres Bauvorhaben (das „Wintergartenquartier“) ankündigt. Wachschützer, die „Trink Schoko-Fit“ trinken, sind gemein zu den Punkern.

Zwei Imbißbuden mit Bauarbeitern gibt es, einen Blumenladen, über den ich nichts Schlechtes sagen mag, und die Disco „Terra X“ in einem Neubau: „Single-Party. Samstag HIER“. Angenehm unseriös leuchten die bonbonbunten Glühbirnen vor den Fenstern der Disco. Dann denkt man an Hotelbars in Kiew oder Kischinow. „Wir lachen uns tot“ heißt das Stück, das zur Zeit im Metropol- Theater gegeben wird. Detlef Kuhlbrodt

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