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Döner am Tränenpalast

Der Bahnhof Friedrichstraße ist die Grunderneuerung schlechthin. Eine Radikalresektion verflossener Zeitmäler, vermauert, verbrettert, vergittert. Man läßt sich durch den alten, von historischem Siff noch nicht vollends befreiten S-Bahn-Tunnel treiben, um nachzuschauen, ob's in der „Kleinen Konditorei“ nicht vielleicht doch noch Kuchen gibt. Es gibt kein Stück Kuchen mehr, es gibt überhaupt nichts, was Nostalgie auslösen könnte. Da sollte man sich lieber in das Abenteuer eines Orientierungslaufes stürzen. Es genügt die simple Aufgabe: Fahre mit der S 3 nach Köpenick. Es ist versprochen, daß man nach 20 Minuten den Bahnsteig findet, auf dem die S 3 fährt.

Der Tränenpalast neben dem Dönerdomizil trägt seinen Namen zu Recht: Es ist zum Heulen, daß der Mensch hier noch immer nicht weiterkommt. Die Bautafelneuerungssimulation verspricht den cleansten, coolsten und hippesten Bahnhof aller Zeiten. Wenn wir nur etwas Geduld hätten und wenn der Kompaß nicht falsch ausschlägt und wenn die „Kleine Konditorei“ endlich wirklich verschwunden wäre! Kerstin Hensel

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