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Schlappe Demo gegen Ausbildungsnot

■ Wenige Gewerkschaftsjugendliche für Ausbildungsplatzabgabe auf der Straße / Nur rund 100 der erhofften 2.000 Jugendlichen kamen

Sie kämpften hart um eine Lehrstelle beim symbolischem Boxkampf auf dem Domshof. Doch von den fast 1.000 Jugendlichen, die in diesem Jahr wohl ohne Lehrstelle bleiben werden, kam kaum einer. Nur rund 100 Jugendliche der Bremer Gewerkschaftsjugend beteiligten sich gestern an der Demo für eine Ausbildungsplatzabgabe.

Mit rund 2.000 ProtestlerInnen auch aus den Bremer Schulen hatte die Deutsche Postgewerkschafts-Jugend (DPGJ) als Initiator eigentlich gerechnet – um für die von SPD und Grünen geforderte Ausbildungsplatzabgabe mobil zu machen. Und dafür eine bundesweite DGB-Kampagne in Bremen zu starten.

„Wir fühlen uns verarscht, weil die Politik bisher nur hohle Versprechen produziert. Es muß endlich etwas geschehen“, erkärt Markus Westermann, regionaler Jugendleiter der Postgewerkschaft – viel Kampfesmut, doch bei der Abschlußkundgebung schauten die wenigen ProtestlerInnen doch etwas gefrustet aus.

„Macht nichts, daß nur 100 gekommen sind“, munterte DGB-Jugendreferent Thorsten Hahnig die Stimmung auf. „Wir werden dann eben einen Stein ins Rollen bringen.“Für eine Ausbildungsplatzabgabe sei die Zeit mehr als reif: „Mit Freiwilligkeit kommen wir nicht weiter. Die Betriebe sind an der Ausbildungsmisere schuld. Und wer nicht ausbildet, muß bezahlen“, rief er zum Abschluß der Aktion.

Zurück blieb großes Rätselraten sowie eine „enttäuschte“DGB-Kreisvorsitzende Helga Ziegert. Es sei eben schwer, „die Betroffenen gewerkschaftlich zu mobilisieren“, sagte sie. Ein junger Demonstrant fand die Aktion trotzdem „in Ordnung, weil hier soviele ihre Solidarität zeigen“– wie die junge Frau von der Telekom: Sie habe nur über Beziehungen eine Lehrstelle bekommen und wird sicher nicht übernommen. kat

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