: Uni-Spezial selfmade
■ Diesmal ist alles anders: Zwei Dutzend StudentInnen haben das Uni-Spezial selbst gemacht. Das Ergebnis: Viel Praxis, wenig Theorie
Pünktlich zum Semesterbeginn legen sich die BildungsredakteurInnen der Berliner Zeitungen krumm: Eine Uni-Beilage muß her. Es geht um Hochschulreform und Studiengebühren, um Bafög und schnelles Studieren, um Zimmervermittlung und billige Kneipen. Interessiert das die StudentInnen wirklich? Und jedesmal dieselben Fragen: Wer ist der Studierende eigentlich? Will oder muß er arbeiten? Wohnt er in der WG oder frißt er sich bei seinen Eltern durch? Und warum demonstriert er schon wieder nicht?
Ein Spezial für StudentInnen hat auch die taz oft gemacht. Warum nicht einmal anders – Studenten machen das Uni-Spezial selbst. Von Studenten für Studenten. Und eine Handvoll Tazler raffte sich auf und suchte sie: die StudentInnen. Mit Aushängen an Schwarzen Brettern, kleinen Anzeigen in der Zeitung, Anrufen in der Rostlaube. Mit zwei Dutzend Leuten, StudentInnen aller Fachrichtungen zwischen 19 und 31, trafen wir uns schließlich in der Cafeteria der taz. Die Themen waren schnell gesammelt: Studienanfänger wollten schreiben, was sie sich von der Uni versprechen, was ihnen Unbehagen macht. Die Hochschulstrukturreform sollte noch mal thematisiert werden. Viele wollten über das Leben an der Uni, die Schwierigkeiten im Studienalltag und den Kampf gegen die ZVS schreiben. Eine Gruppe Japanologen wollte endlich mal über ihr Orchideenfach schreiben. Und immer wieder kam zur Sprache: das veränderte Lebensgefühl der Studenten. Studieren bedeutet längst nicht mehr Muße haben für geistige Auseinandersetzung, bedeutet auch nicht mehr die Freiheit durchzechter Nächte bei Flaschenbier und Chicken Curry. Studieren heißt heute: schnell sein müssen, unter Druck stehen, um Geld, Bücher und Räume kämpfen und sich immer wieder fragen müssen: Habe ich auf dem Arbeitsmarkt überhaupt eine Chance? Auffällig war: Politische Themen fanden die Studenten zwar sehr wichtig, konkrete Vorschläge kamen jedoch nur wenige. Genau das kritisierten andere scharf und beklagten das mangelnde politische Bewußtsein ihrer KommilitonInnen. Eine Studentin sagte ihren Beitrag über das gefährdete Allgemeinpolitische Mandat der Asten ab, weil sie weder in der Runde noch bei den Redakteurinnen, eine „linke und gesellschaftskritische Plattform“ zu erkennen glaubte.
Bei der Produktion haben wir versucht, uns soweit wie möglich rauszuhalten. Natürlich wurden alle Texte redaktionell bearbeitet, viele mußten leider stark gekürzt werden. Wir hoffen dennoch, damit allen Autoren gerecht geworden zu sein.
P.S.: Ein Dozent hat sich unter Pseudonym ins Spezial gemogelt. Welcher Artikel stammt von ihm? Der erste Anrufer (25902-118, 15.10, 12 Uhr), der die Lösung errät, bekommt eine kleine Überraschung. adi/jago
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen