: Die Jury: Ein Rokokotheater
Die Vergabe des Nobelpreises für Literatur an Dario Fo war in der Jury scheinbar nicht unumstritten. „Wir haben die Texte von ihm beurteilt, die vorliegen“, sagte der Chef der schwedischen Akademie, Sture Allen, und bezog sich damit auf Kritik, wonach Dario Fo nur wenig geschrieben habe und vor allem als politische Person bekannt geworden sei. „Mir selbst hat seine ungeheuer reiche Phantasie imponiert. Man fragt sich immer, was ihm wohl als nächstes einfallen wird“, sagte Allen weiter.
Das Votum für den 71jährigen Dario Fo kann auch als Protest der Stockholmer Akademie gegen die ständige Kritik an der eigenen Überalterung gelesen werden. Im Vorfeld der Verleihung hieß es, das formell aus 18 Mitgliedern bestehende Komitee werde nach vier Rücktritten (ohne Ersatz) nicht auf die vorgeschriebene Mitgliederzahl von 18 Jurymitgliedern kommen.
Zwei von ihnen, 88 und 90 Jahre alt, galten als so geschwächt, daß sie an der normalen Arbeit der Akademie nicht mehr teilnehmen können. Die Schriftstellerin Kerstin Ekman, die 1989 ihren Sitz in der Akademie aus Protest gegen deren Schweigen zur Verfolgung von Salman Rushdie abgab, mokierte sich über das „Rokokotheater“ des jährlichen Vergabezeremoniells. dpa/taz
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