Betr.: Stefan Wisniewski äußert sich zur Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer.

Die Entführung des Arbeitgeberpräsidenten Hanns Martin Schleyer durch die RAF ist das Ereignis im Herbst 77. Wochenlang beherrscht das Politdrama den Toprang jeder Nachrichtensendung, doch was tatsächlich geschieht, bleibt der Öffentlichkeit weitgehend verborgen.

Zwanzig Jahre später darf jetzt erstmals ein Schleyer-Entführer unzensiert mit der Presse reden. Stefan Wisniewski (44) wurde 1981 für die Entführung und Ermordung Schleyers zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Den Behörden gegenüber hat er nie ausgesagt.

Petra Groll und Jürgen Gottschlich haben ihn in den vergangenen Wochen zweimal im Gefängnis für Langzeitstrafer in Aachen besucht. Wisniewski erläutert, wie er selbst zum bewaffneten Kampf gekommen ist, wie die Ereignisse der 70er Jahre die RAF zu ihrer militaristischen Haltung und 1977 in die scheinbar ausweglose Konfrontation mit dem Staat führten. „Eine Freilassung Schleyers ohne politische Gegenleistung wäre nicht als menschliche Geste verstanden worden, sondern als Eingeständnis der Niederlage.“