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Kollektive Wunschproduktion

■ Am Pinnasberg werden Parkkonsumenten mit „Park Fiction“zu Parkproduzenten

Der Bebauungsplan von 1991 kannte keine Gnade: St. Paulis letzter freier Blick auf die Elbe sollte versteinert werden. Nach jahrelangem Hickhack hat sich die Stadt Hamburg nun mit dem Hafenrandverein, sozialen Einrichtungen und einigen Künstlern geeinigt, von dem Plan Abstand zu nehmen; statt dessen soll es einen seit Jahren von Anwohnerinitiativen geforderten selbstverwalteten Park am Pinnasberg geben. Die taz hamburg sprach mit der Journalistin Kerstin Hof und dem Künstler Christoph Schäfer, die sich mit dem Kunstprojekt Park Fiction für die Realisierung des Parks eingesetzt haben.

taz: In den 80er Jahren war „Kunst im öffentlichen Raum“ein Modebegriff. Unter einem ähnlichen Label wird das Park-Projekt jetzt von der Kulturbehörde mit 125.000 DM gefördert. Inwiefern unterscheidet sich eure Arbeit von damaligen Konzepten?

Christoph Schäfer: Viele, die vor zehn Jahren den Begriff geprägt haben, arbeiteten eher diskursiv zu diesem Thema. Bei Park Fiction ging es uns sehr stark darum, Beteiligungsstrukturen aufzubauen, die es den Anwohnern ermöglichen, aktiv am Planungsprozeß des Parks teilzunehmen – Parckonsumenten werden zu Parkproduzenten. Spannend ist zur Zeit, daß auch in der Umwelt- und Kulturbehörde begriffen wird, daß man durch die Beteiligung von „Anwohnerexperten“zwar zu einem Teil klassische Autonomie, auch Künstlerautonomie, verliert, auf einer anderen Ebene aber durch so ein Kunstprojekt soziale Bereiche mitbearbeitet werden, an die man auf dem direkten Weg, etwa durch Sozialarbeiter, möglicherweise nicht herankommen würde.

Kerstin Hof: Daß solche Ansätze oft zu einer demokratischen Pflichtveranstaltung geraten, konnte man ganz gut bei der Planung des Spielbudenplatzes beobachten. Von vornherein war klar, daß – auch wenn das Beteiligungsmodell formal offen gewesen ist sich alle Nicht-Profis schon allein dadurch disqualifiziert hatten, daß sie nicht über das Geld und Wissen für eine professionelle Präsentation verfügten. Unter den Gewinnern befanden sich dann auch hauptsächlich Architekturstudenten.

Schäfer: Dabei sind einige der besten Gärten von sogenannten „Dilettanten“oder besser „Anwohnerexperten“angelegt worden.

Wie wollt ihr diese „Anwohnerexperten“denn konkret erreichen?

Schäfer: In der ersten Planungsphase wird es erstmal darum gehen, eine „kollektive Wunschproduktion“für einen konkreten Park in Gang zu bringen.

Hof: Bis zum nächsten Frühjahr werden wir dafür in einem Planungsbüro vor Ort in einem Container alle Ideen sammeln; ob das nun Collagen, Fotos oder ein Parkmodell aus Knetmasse ist. Wir werden auch direkt bei den Haushalten anklingeln, bewaffnet mit einem Köfferchen, in dem sich ein kleines Fotolabor und andere künstlerische Werkzeuge befinden.

Schäfer: Baubeginn für den Park ist Mai 1998.

Fragen: Julia Lee

Park Fiction: Eröffnung des Containers am 17.10. um 17.10 Uhr am Pinnasberg mit Sekt, Saft und parkförmigem Salatbüffet.

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