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Teures Grün

■ Lebensmittel-Konzern fordert 300.000 Mark für 14 Quadratmeter Unkraut

Der Preis ist heiß. Rund 300.000 Mark zuzüglich Mehrwertsteuer verlangt die „Union-Deutsche-Lebensmittelbetriebe“GmBH, ein Unternehmen der Unilever-Gruppe, für einen mit Unkraut bewachsenen Grünstreifen von gerade mal 14 Quadratmetern Größe. Die für den Lebensmittel-Konzern fast wertlose Fläche an der Johann- Mohr-Straße wird von dem Alto-aer Renault-Händler Michael Debler begehrt.

Der Autoverkäufer würde gerne eine weitere PKW-Marke in sein Sortiment aufnehmen, doch dazu braucht er aus rechtlichen Gründen eine abgetrennte Zweitzufahrt zu seinem zwischen Behringstraße und Johann-Mohr-Straße gelegenen Grundstück. Und genau hier stört das krautige Unilever-Grün. Also wandte sich Debler „bereits Anfang der 90er Jahre“an die in der Dammtorstraße ansässige Hamburger Konzernleitung, in der Hoffnung, den Streifen für „'nen Appel und 'n Ei“zu erstehen. 1993 erhielt er ein erstes Angebot von der Union. Für nur 588.000 Mark plus Mehrwertsteuer könne der Autohändler das schlafzimmergroße „Flurstück 2267“erwerben. Debler lehnte ab. Vier weitere Jahre brauchte die Union, um ihre Forderung von 42.000 auf gut 21.000 Mark pro Quadratmeter zu halbieren. Vergangene Woche erreichte Debler das großzügige Angebot, daß allerdings nur bis zum 14. November gilt.

Wie sich der rekordverdächtige Grundstückspreis erklärt, konnte gestern auch ein Sprecher der Union „nicht erklären“, da der zuständige Mitarbeiter nicht greifbar sei. Debler sind die Gründe für das unmoralische Angebot sowieso egal. 50.000 Märker – immerhin 3.500 pro Quadratmeter – würde er für das störende Flurstück zähneknirschend auf den Tisch legen. Das Angebot der Union aber sei „absolut lächerlich“. Marco Carini

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