Kommentar: Putzen oder hungern
■ Sozialschmarotzer müssen arbeiten!
Im ganzen Land schießen „Saubere-Stadt-Aktionen“aus dem Boden. Die Bürger hassen verschmierte Wände, Saubermann-Politiker zocken Wählerstimmen. Wer die Drecksarbeit machen wird, ist jetzt klar: Die Sozialhilfeempfänger in Stuttgart, Berlin oder Heidelberg dürfen sich bald am Abschrubben der unteren Teile der Lampenmasten beteiligen. Denn wer nicht drei Kilo Hundescheiße sammelt und fünf Graffitis übermalt, verliert den Anspruch auf Staatshilfe. So wollen es die konservativen Politiker von SPD bis CSU.
Auch die große Koalition in Bremen will für ihren Sauberkeitswahn Sozialhilfeempfänger heranziehen und den Stammtischen Stoff für Hetze liefern. Der Unterton ist unüberhörbar: Hilfsempfänger sind faule Sozialschmarotzer, die man nur mit Zwang in die Gesellschaft reintegrieren kann. Schuld an ihrem Schicksal sind sie ohnehin, sie brauchen nur eine eiserne und führende Hand. Die Zwangsarbeit wird schamloserweise auch noch als karitative Hilfestellung verkauft. Das hatten wir schon mal.
Um ein paar Menschen unter Druck zu setzen, die sich eventuell Staatsknete erschleichen, wird die Demütigung aller Hilfsempfänger billigend in Kauf genommen. Überqualifiziert wären wohl die meisten Zwangsarbeiter für die Putzaktionen, unterbezahlt würden sie noch dazu. Getreten wird nach unten, weil oben die Konzepte fehlen. Aber die Fassaden glänzen. Christoph Dowe
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