■ Urdrüs wahre Kolumne: Wildecker Herzbuben
Keine Frauenbeauftragte mehr in Fish-Town wg. Sparen, Sparen, Sparen? Sollen die Bremerhavener den Job doch einfach unter Seemannsfrauen-betreuung beim Hafensenator buchen: Fällt gar nicht weiter auf bei den Umzugskosten! Im übrigen weiß der Endesunterzeichnete aus eigener Anschauung, daß das Verprügeln von Frauen im Lichtkegel des Leuchtturms Roter Sand besonders populär ist, ja gerade als Bestandteil der Fischkopp-Folklore geachtet wird. Schön, daß Damen wie Monica Reosberg-Sturmheit von der Christenunion mit ihren Haushaltsbasteleien so wacker zur Traditionspflege beitragen.
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Im tiefsten Untergrund beraten derzeit hiesige 68er-Strategen über die Frage, ob und wie im kommenden Jahr eine Retrospektive „drei Jahrzehnte danach“veranstaltet werden soll: Selbst ein Veteran des bremischen Verfassungsschutzes wurde in die zeitgeschichtliche Reflexion einbezogen, und wie das Protokoll der letzten Sitzung auf dem Landsitz am Krähenberg von Olaf Dinne verrät, wurde den Teilnehmern vor dem Gespräch ein herzhaftes Essen von der Obermagd (!) serviert. Da hoffen wir doch auf eine veritable Mägde-Erhebung, die den Patriarchen von einst und jetzt die Suppe über die Kurzhaarfrisuren schüttet – aber bitte heiß und fettig!
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Wieder werden im bremischen Stadtgebiet Weltkrieg-II-Bomben gefunden und wieder keine Evakuierung: Kann denn hanseatisches Gemeinschaftserleben grundsätzlich nur noch in original Bayernzelten zelebriert werden? Fragt verbittert und erneut das Kommando Harry Warrelmann.
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Die Kartendrescher des Skatclubs Norderneyer Buben sind an diesem Wochenende Gastgeber des Deutschlandpokals unter dem bewährten Zocker-Motto „Dem Freunde lang, dem Feinde kurz“. In der ansonsten durchaus empfehlenswerten Inselkneipe „Alt-Norderney“begegneten dem Endesunterzeichneten bereits am Montag dieser Woche drei Bremer (!) Pädagogen bei einer Trainingsrunde von derart verbissener Stringenz, daß Tütenkleben im Knast dagegen eine phantasievolle Kreativübung gewesen wäre. Begrüßten mich die allseitig reduzierten Skatpersönlichkeiten dennoch geradezu aufdringlich jovial mit den Worten „Hallo, Meister UrDrü! Auch beim Pokalturnier dabei?“Muß man sich solche schwarz-rot-goldene Unterstellung wirklich gefallen lassen, und das nur, weil man in einem Alter mit diesem Gesindel ist? Anhänger des investigativen Journalismus mögen bitte ermitteln, ob dieser Dreiertrip am Ende noch als Bildungsurlaub genehmigt war...
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Tja sicher: Schön ist es nicht, wenn kurdische Folkloregruppen im Rahmen der PKK-Herbstspendenaktion Haus bei Haus Kriegstänze zelebrieren müssen, um die paar Mark für die politische Arbeit ranzuschaffen. Schöner wäre da ganz sicher und in jedem Fall eine Benefiz-Party unter Beteiligung verdienter Volkskünstler.
Bin gern bereit, mit Jens Eckhoff auf dem Ball der Polizeigewerkschaft als Wildecker Herzbube aufzutreten, wenn dort für die Menschen in kurdischen Flüchtlingslagern gesammelt wird. Um des inneren Friedens willen! Da können wir dann auch gleich dem Vorschlag von Polizeivizechef Eckhard Mordhorst folgen und konkrete Möglichkeiten zum Sponsoring der hiesigen Ordnungsmacht ausloten: Die Besatzung der Brommyplatz-Wache etwa mit einem Leibchen „Kabarett der Literarischen Gewalttätigkeiten“für die kommende Silvesternacht ausstaffiert, das wäre mir glatt 'ne Runde Doornkaat und 'nen Hunni für die Kaffeekasse wert! Das meint jedenfalls Ihr
Ulrich Reineking-Bindestrich
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