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Gala-Premiere von Schlingensiefs „Passion Impossible“

„Meine Damen und Herren, es wird lustig heute abend, das kann ich Ihnen versprechen“, lächelte der Auktionator ins Publikum, und er sollte recht behalten, obwohl es natürlich nur die halbe Wahrheit war. Wo Schlingensief auftritt, ist es selbstverständlich immer auch peinlich, grotesk und grandios. Die Chansonette Zazie de Paris, Tagesschausprecher Wilhelm Wieben sowie die SchauspielerInnen Irm Herrman und André Eisermann waren gekommen, um persönliche Gegenstände für „den Prototyp einer Bahnhofsmission“zu spenden, den das Ensemble bis kommenden Mittwoch in der Ex-Polizeiwache 11 gegenüber dem Bahnhof einrichtet hat.

„Wir wollen helfen!“schrie Schlingensief ins Publikum, das seine Kunstaktion, die keine sein will, zu gleichen Teilen für zynisch, dilettantisch und genialisch hielt. Verunsicherte Prominente zwischen der örtlichen Taekwondo-Gruppe, TV-Katastropheneinblendungen und ernsthafte Sozialarbeiter, ein zu schlachtendes, aber fliehendes Legebatteriehuhn sowie ein Allergieanfall des Conferenciers im weißen Anzug machten es nicht leicht, den Fiktionsgehalt des Geschehens zu bestimmen. Die vierstündige Gala endete mit dem Restpublikum auf der Bühne und einem Spaziergang zur „Mission“. Dort ist das Team derPassion Impossible. 7 Tage Notruf für Deutschland nun täglich ab 14 Uhr anwesend und wartet auf Hamburger, die „zu Helfen bereit sind“.

Weiterhin geplant sind „mobile Einsätze“: heute in der Mönckebergstraße, morgen (13 Uhr) mit Pastor Rainer Jarchow auf dem Bahnhofsvorplatz, Montag bei den Scientologen.

Eine Kritik der Aktion finden Sie Montag in der überregionalen taz. ck/Foto: MS

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