Antinationalistische Erholung für Frauen

Hamburgerin berichtet über Haus für traumatisierte Frauen in Kroatien  ■ Von Elke Spanner

Einmal richtig verwöhnt zu werden ist etwas, was die wenigsten Frauen aus dem ehemaligen Jugoslawien von ihrem Leben derzeit erwarten. Ihre Sorgen sind zu existentiell, es geht darum, überhaupt erst einmal wieder Boden unter den Füßen zu fassen – materiell wie psychisch. Daß eine Erholung vom noch allzu nahen Kriegsalltag dennoch für kurze Zeit Wirklichkeit werden kann, dafür will der Verein „Seka“sorgen. In Zusammenarbeit mit Gruppen vor Ort schufen Hamburger Frauen das Erholungs- und Seminarhaus „Seka“für traumatisierte Frauen in Kroatien. Mit dem Zitat einer Bosnierin, die im Sommer dort war, zog Mitarbeiterin Gabriele Müller gestern auf ihrer ersten Hamburg-Reise seit der Eröffnung im Juli Bilanz: „Ich dachte, in meinem Leben würde sich nichts so Schönes mehr ereignen.“

92 Frauen und Kinder waren im Sommer kostenlos zur Erholung im Projekthaus „Seka“in Splitska. Die erste Gruppe traf Anfang Juli aus Tuzla in Bosnien ein. „Die hatten die Hölle hinter sich“, weiß Müller. Mit strahlenden Augen erzählt sie, wie sehr die Frauen und Kinder in den zwölf Tagen ihres Aufenthaltes aufblühten. Wie sie ihre Tage am Strand verbrachten, zusammen spielten, aßen und abends stundenlang auf der Terrasse klönten. Statt gezielter Therapiestunden waren die Pädagogin Müller und ihre Kolleginnen vor Ort einfach da, jederzeit ansprechbar, auch für Gespräche über das Erlebte. Welche Frauen nach Splitska kommen können, wählen Frauenprojekte aus ganz Ex-Jugoslawien aus, mit denen der Verein Seka eng zusammenarbeitet: die Frauentherapiezentren „Medica“und „Vive Zene“in Bosnien, das Frauenhaus Zagreb und die „Frauen in Schwarz“aus Serbien.

Seka ist ein antinationalistisches Projekt, in dem die Türen Frauen aus dem gesamten Gebiet Ex-Jugoslawiens offenstehen. Das bringt ihnen nicht nur Gegenliebe ein. „Im Gemeinderat unseres Ortes“, erzählt Müller, „war die kroatische Regierungspartei HDZ anfangs empört, daß wir Frauen aus Bosnien da hatten und nicht –unsere–.“

Im Herbst und Winter sollen im Haus hauptsächlich Fortbildungen angeboten werden. Mitarbeiterinnen aller Frauenprojekte im ehemaligen Jugoslawien sollen selbst Therapie oder Supervision machen. Außerdem plant Seka, Urlauberinnen, etwa aus Hamburg, aufzunehmen. „Das bietet Schutz für das antinationalistische Projekt im nationalistischen Kroatien. Und bringt außerdem Geld. Darauf ist Seka dringend angewiesen. Der Verein finanziert sich über Spenden. Nun naht der Winter und mit ihm die Notwendigkeit, Arbeiten am Haus vorzunehmen. Zum Beispiel eine Heizung einzubauen.

Spenden: SEKA Hamburg e.V. Ökobank Frankfurt, BLZ: 50090100, Kto.: 2002000.

Informationen bei SEKA, Schumannstr. 30, 22083 Hamburg, % 2278550.

Veranstaltung mit Gabriele Müller am Donnerstag, dem 23.10., 20 Uhr, Volkshochschule Waitzstr. 31.