piwik no script img

Händel um Händel

■ Grüner Pressesprecher Harald Händel ist ein Mann. Krach um die Quote. Betriebsrat klagte

Bonn (taz) – Noch nicht einmal die berühmten „hundert Tage“ ist der neue Pressesprecher der Bündnisgrünen im Amt – jetzt kann es sein, daß er wieder gehen muß. Der Betriebsrat hat vor dem Arbeitsgericht eine Klage gegen die Einstellung von Harald Händel eingereicht. Er sieht die Quotenregelung der Partei verletzt.

Die langjährige Pressesprecherin Anne Nilges hatte zum 1. April gekündigt. Auftakt zu einer monatelangen Suche: Mehrmals drehte sich das Kandidatenkarussel, ohne daß der Parteivorstand einen Nachfolger oder eine Nachfolgerin finden konnte. Erst im August wurde der Posten mit Händel, einem ehemaligen Indien-Korrespondenten der ARD, neu besetzt.

Eine Betriebsvereinbarung der Bündnisgrünen sieht vor, daß mindestens die Hälfte aller Posten „auf allen Qualifikationsebenen“ mit Frauen zu besetzen sind. Aus Sicht des Betriebsrats hätte demzufolge für Anne Nilges eine Frau eingestellt werden müssen. Die Grünen hatten als erste deutsche Partei eine Frauenquote eingeführt.

Der Vorstand hält trotz der Klage an Händel fest. Bundesgeschäftsführerin Dorothea Staiger erklärt, in der ersten Runde habe eine geeignete Bewerberin abgesagt, in der zweiten Runde habe es keine gegeben. Weiter meint sie, der Posten des Pressesprechers sei eine „Tendenzstelle“, auf die die Quotenvereinbarung mit dem Betriebsrat nicht anzuwenden sei.

Die Anwältin des Betriebsrats, Petra Wocker, wirft dagegen dem Vorstand vor, sich nicht genügend bemüht zu haben, eine Frau zu finden. Der Rechtsstreit könne bis zum Bundesarbeitsgericht gehen.

Kurzfristig sah es gestern so aus, als habe der Konflikt eine dramatische Wendung genommen: „Hiermit bestätigen wir, daß Herr Harald Händel unser Pressesprecher ist“, war in einem Fax der Bündnisgrünen an die Bonner taz-Redaktion zu lesen. Auf Nachfrage, ob das denn jetzt schon zweifelhaft sei, stellte sich heraus, daß das Fax gar nicht für die taz bestimmt gewesen war. Händel selbst brauchte es, um Einlaß auf einer Bonner Veranstaltung zu finden. Nach nicht einmal hundert Tagen im Amt kennt einen halt noch nicht jeder. Das dürfte sich jetzt ändern. Bettina Gaus

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen