■ Was tun gegen Kinderarbeit?: Konventionen allein helfen nicht
Die Internationale Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen (ILO) und das Kinderhilfswerk Unicef gehen weltweit von 250 Millionen arbeitender Kinder zwischen 5 und 14 Jahren aus – 120 Millionen arbeiten davon Vollzeit, 130 Millionen Teilzeit. 61 Prozent dieser Kinder leben nach ILO-Angaben in Asien, 32 Prozent in Afrika und 7 Prozent in Lateinamerika. Für Osteuropa liegen keine konkreten Zahlen vor.
Bis 1999 will die ILO eine neue Konvention verabschieden, die genau definiert, was unter ausbeuterischer Kinderarbeit verstanden wird. Ein Entwurf soll nächstes Jahr fertig sein. Bisher gilt die Mindestalterkonvention 138 von 1973. Sie legt das Mindestalter auf 15 Jahre fest, in Ausnahmefällen und für leichte Arbeit darf es unterschritten werden. Allerdings haben nur 49 Staaten weltweit die Konvention ratifiziert, davon 21 Entwicklungsländer, darunter kein asiatischer Staat.
Seit 1992 arbeitet das von der ILO initiierte Internationale Programm zur Ausrottung von Kinderarbeit (Ipec). Partnerorganisationen in den besonders betroffenen Ländern sollen dabei unterstützt werden, die Kinder aus extrem belastenden Arbeitsverhältnissen zu befreien, ihnen Alternativen anzubieten – und, als Übergangsmaßnahme, auch die Arbeitsbedingungen für Kinder zu verbessern.
Die internationale Debatte über Kinderarbeit ist in den vergangenen Jahren auf verschiedenen Ebenen geführt worden. Bei der Verabschiedung des letzten Gatt-Abkommens über den Welthandel und der Einführung der neuen Welthandelsorganisation (WTO) wurde beraten, ob in die Statuten auch Sozialklauseln übernommen werden sollten, so auch das Verbot der Kinderarbeit. Länder, die dauerhaft gegen diese Klauseln verstoßen, sollten mit bestimmten Sanktionen zu rechnen haben.
Gerade das aber nährte die Furcht der Entwicklungsländer, hier würden sich die Industriestaaten lediglich einen neuen Hebel schaffen, um wirtschaftlichen und politischen Druck ausüben zu können. So geht die Diskussion um Ächtung von Kinderarbeit weiter. Jedenfalls gibt es in den meisten Ländern der Welt keine institutionellen Möglichkeiten, Kinderarbeit schnell abzuschaffen – egal, welche Konvention unterzeichnet wurde. pkt
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