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Frauen im FilmGeschlechtswandel

■ Debatte über Hollywoods Frauenbilder

Die feministische Bewußtseinsschmiede Belladonna lud ein zum Diskutieren des Frauenbilds im herrischen Hollywoodfilm. Gerade mal 20 Frauen stellten sich ein: Obwohl der Name Christiane Peitz, Kinofrau der ZEIT, lockte; obwohl der Film eine zentrale Stelle innerhalb der intelligenteren Sorte der feministischen Debatte einnimmt. Emanzipation ist scheinbar nicht mehr en vogue. Und genau darum ging es auch im Vortrag der Peitz.

Dabei schien Anfang der 90er alles so hoffnungsfroh. „Thelma und Louise“durchquerten Amerika, durchkreuzten das Lonely-man-Genre Road movie, durchlüfteten die dazugehörigen Verhaltensmuster. Statt in Kathryn Bigelow-Manier mit einer Unbekümmertheit in männliche Rollen zu schlüpfen, als hätten wir Fasching und uneingeschränkte Identitätenwahl, fanden die beiden unfreiwilligen Outlawinnen ihre eigene Form der Gewalt und Unbekümmertheit; – fast als hätte man jenen dritten Weg gefunden, nach dem sich die Politik so lange und erfolglos sehnte. Nichts weniger als ein „filmische Geschlechtsumwandlung des Western“sei Ridley Scott gelungen.

Statt des erwarteten Durchbruchs der starken Frauen im Hollywoodkino kam bald der Flashback. Ein paar Rabaukinnen in Actionfilmen, ein bißchen weibliche Solidarität in schwarzen Komödien – ansonsten regiert wieder das Preisen „weiblicher“Tugenden: Duldsamkeit, Versöhnlichkeit ... Weibliche Regie oder Produktion verbessert die Lage nicht. Die Entscheidungsträgerinnen sind längst in den herrschenden Geschmack eingemeindet. Die Gründe: Vielleicht die rezessionsbedingten Verunsicherungen? Vielleicht der ökonomische Zwang, auch in Machohochburgen Lateinamerika und Ostasien reüssieren zu müssen? Peitz versagt sich klare Erklärungen, da, wo es sie nicht geben kann. Das einzige, was zu tun bleibt: Ein genaues Analysieren der Blicke, Stimmen, Gesten, all jenen weichen Materials, in das sich die knallharten Identitätszuweisungen einschreiben. bk

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