: Das ökologisch perfekte Tagungshaus
■ Durch umweltbewußte Planung und deren konsequente Umsetzung kann man Geld sparen. Die Katholische Akademie Freiburg zeigt, wie es geht. Nachahmungen sind erwünscht
Tagungen und Seminare über Umweltschutz und Umweltprobleme gibt es schon lange. Daß aber ein Tagungshaus selbst konsequent ökologisch geführt wird, ist neu: Die Katholische Akademie der Erzdiözese Freiburg ist zum Vorzeigeprojekt geworden.
Angefangen hatte die ökologische Wende damit, daß das Haus im Zentrum Freiburgs immer häufiger Veranstaltungen zu Umweltthemen anbot – die „Bewahrung der Schöpfung“ gehört schließlich zu den ureigenen Themen der kirchlichen Erwachsenenbildung. Tagungen über regenerative Energien, umweltfreundliche Mobilität, Ressourcenverbrauch und Gesundheit wurden in den vergangenen Jahren zum festen Bestandteil des Terminkalenders. So war es nur konsequent, daß die Akademieleitung begann, diesen Seminaren einen ökologisch korrekten Rahmen zu geben. Bei zeitweise 300 Teilnehmern, 43 Übernachtungen und bis zu 120 Essensausgaben dreimal täglich gab es schließlich ein beachtliches Potential.
Startschuß war im Februar 1994 der Verkauf eines der beiden Geschäftsautos. Als Ersatz wurde ein Fahrrad mit Anhänger angeschafft – ausreichend für viele Besorgungen in der Stadt. Um dem Ganzen auch eine politische Note zu geben, folgte demonstrativ der Austritt aus dem ADAC und der Eintritt in den ökologisch orientierten Verkehrsclub VcD.
1995 kam die Energieversorgung an die Reihe. Die Heizung wurde von Öl auf Gas umgestellt, in der Küche der Elektroherd verdrängt und energieverschwendende Geräte durch stromsparende ersetzt. Ein Blockheizkraftwerk verbesserte zudem die Energiebilanz. Auch eine Solaranlage sollte das Dach zieren, doch die Pläne scheiterten an der ungünstigen Lage des Hauses. Der Verbrauch an Primärenergie sank trotzdem um mehr als die Hälfte, der Ausstoß von Kohlendioxid um 83 Tonnen pro Jahr.
Weitere Einsparungen soll eine Renovierung der Gästezimmer im kommenden Frühjahr bringen. Die Planungen sind zwar noch nicht abgeschlossen, doch die Mitarbeiter der Akademie hoffen, daß auch das dafür zuständige erzbischöfliche Bauamt sich ökologisch zeigt – und bei Wänden und Fenstern beispielsweise auf bestmögliche Isolierung achtet. In der Akademie selbst jedenfalls, freut sich Studenleiterin Hanna Lehmann, „ziehen alle gut mit“.
Abgeschafft, weil überflüssig, wurde der stromfressende Tiefkühlraum. Die Verpflegung stellte man auf regionale und saisonale Frischprodukte um. So bietet der Speiseplan heute, was aus heimschen Landen gerade zu haben ist. Tabu sind Konserven, Fisch aus dem hohen Norden und Obst aus dem fernen Süden, statt dessen gibt's „Naheliegendes“: Gemüse und Fleisch direkt von den Produzenten, Eier aus Bodenhaltung, Forellen aus dem Schwarzwald, Traubensäfte von den Öko-Winzern der Region, Obstsäfte aus Südbaden statt Cola aus der Fabrik. „Taufrisches statt Aufgetautes“ heißt die Devise. Das einzige Problem war anfangs die mangelhafte Infrastruktur der Lieferanten. „Es war gar nicht so leicht, Erzeuger zu finden, die frische Waren in den notwendigen Mengen liefern können“, sagt Andrea Bold- Reichenbach, hauswirtschaftliche Betriebsleiterin.
Was lange Zeit als Makel blieb, war der letzte Dienstwagen des Hauses. Vor wenigen Wochen wurde auch der verkauft. Jetzt istdie Akademie Mitglied im Freiburger Car-sharing-Verein: Wo vorher zwei Parkplätze waren, können heute 48 Fahrräder stehen.
Kosten verursachte der ökologische Wandel zumeist nicht, oft brachte er gar Einsparungen. Durch Car-sharing zum Beispiel: „Wir fahren damit deutlich günstiger als mit dem eigenen Dienstwagen“, hat Akademiedirektor Ludwig Wenzler festgestellt. Auch die Investitionen zur Energieeinsparung rechnen sich nach einigen Jahren. Und was das Essen betrifft: Es macht zwar etwas mehr Arbeit als das Dosenfutter, aber teurer als die Fertigware sind die frischen Lebensmittel nicht.
Bleibt die Frage, wie die Gäste die ökologisch ambitionierte Akademie empfinden. Die regionale Küche jedenfalls kommt immer sehr gut an. Und auch das weitere Engagement der Akademie wird durch die Tagungsgäste unterstützt. Ein Indiz: 80 Prozent der Teilnehmer zahlen ihre Tagungsgebühren inzwischen auf ein Konto bei der Öko-Bank – obwohl die Akademie noch eine zweite Bankverbindung anbietet. Bernward Janzing
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