■ Standbild: Frech geplündert
„Extra Drei“ – die wahre Wochenschau“, N 3, Donnerstag, 22.30 Uhr
Daß Satire mitunter nervenaufreibend ist, bewies im Sommer die NDR-interne Auseinandersetzung um das TV-Magazin „Extra Drei“, in deren Folge Redaktionsleiter Hans-Jürgen Börner mehr als nur seinen Posten verlor.
Vorgestern nahm das alte Team einen neuen Anlauf, der in der 30minütigen Satirenische von N 3 zwangsläufig mit wenig Schwung auskommen mußte. Doch schlimmer: Börner-Kontrahent Kuno Haberbusch, bislang nur Chef von „Panorama“, jetzt auch verantwortlich für die „wahre Wochenschau“, nutzte prompt die Gelegenheit, um das Magazin zu plündern. Nur 45 Minuten vor der Ausstrahlung von „Extra Drei“ zeigte „Panorama“ im Ersten zwei der Satiren. Eine Unverschämtheit sondergleichen.
Daß diese Konstellation die Redakteure nicht kalt ließ, zeigte sich vor allem an der aufgeregten Moderatorin Heidrun Petersen, die im Verlauf der Sendung keinen Satz korrekt vom Teleprompter ablesen konnte.
Dennoch gab es zwei Höhepunkte des alltäglichen Schwachsinns: Die Reportage von Thomas Bergner über den bayerischen „Republikaner“-Kreisrat Jakob Lehner, der dem religiösen Wahn verfallen ist und vor den Russen warnt, die in „anderthalb Jahren“ Bayern überfallen werden, besaß stille Größe. Genau wie Fritz Tietz und Horst Tomayer, die als patriotischer Vater und Sohn im Nachklang der Schamrede von Günter Grass nach Lüneburg reisten, um die „Werke von Günter und Grass“ in Buchhandlungen umzutauschen. Wenn's gerecht zuginge in der Fernsehwelt, müßte Tietz die Leitung der Sendung übernehmen und Tomayer moderieren. Aber am Ende wird alles wieder schlecht. Michael Ringel
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