: Kirche in Finanznöten
■ Steuereinnahmen der evangelischen Kirche gehen um zehn Prozent zurück
Wetzlar (dpa) – Die evangelischen Kirchensteuern sind in diesem Jahr drastisch eingebrochen. In den westlichen Landeskirchen liegen die Einbußen bei bis zu zehn Prozent, in den neuen Ländern sogar „weit über zehn Prozent“, teilte der Vorsitzende des Haushaltsausschusses der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Rainer Meusel, gestern auf der EKD-Synode in Wetzlar mit. Vor allem wegen der anhaltenden hohen Arbeitslosigkeit und der demographischen Entwicklung müsse damit gerechnet werden, daß der negative Trend auch in den nächsten Jahren anhalte. Bereits 1996 waren die Kirchensteuereinnahmen bundesweit um 5,2 Prozent gesunken.
Auf die EKD kommen harte Sparmaßnahmen zu. In Wetzlar wurden Personalabbau und Strukturkonzentrationen angekündigt. Auf betriebsbedingte Kündigungen konnte bisher verzichtet werden. Der Etat 1998 schrumpft zunächst um 2,45 Prozent auf knapp 458 Millionen Mark. Im Jahr darauf müssen alle durch Zuschüsse der Landeskirchen finanzierten Haushaltsbereiche um weitere zehn bis 15 Prozent gesenkt werden. Daß die EKD 1998 zunächst „glimpflich“ davonkomme, sei auf frühe Haushaltsberatungen zurückzuführen, bei denen die Entwicklung der Kirchensteuern so noch nicht absehbar gewesen sei, erläuterte das EKD-Ratsmitglied Werner Radatz. Auch für die kommenden Jahre sei „kein Silberstreif am Horizont“ zu sehen.
Besonders düster ist die Lage der ostdeutschen Kirchen. Sie würden auf absehbare Zeit nicht in der Lage sein, sich aus eigener Kraft zu finanzieren. Die westdeutschen Kirchen haben seit 1990 einschließlich der geplanten Zahlungen für 1998 insgesamt 3,6 Milliarden Mark gezahlt. Der Finanzausgleich wird im nächsten Jahr 320 Millionen betragen. Nach der Wende waren es zunächst 560 Millionen gewesen, seitdem sinkt der Betrag.
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