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Stichworte zur Geschichte der UdSSR

Bolschewiki: „Mehrheitler“, das heißt jener Teil der Russischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei (RSDRP), der unter Führung Lenins 1903 bei einer Abstimmung die Mehrheit bekam. Nachfolgeorganisation der Bolschewiki wurde die Kommunistische Partei Rußlands.

Friede von Brest-Litowsk: Abkommen zwischen Rußland und dem Deutschen Reich vom 3. März 1918. Rußland erklärt sich zum Verzicht auf Livland, Kurland, Litauen, Estland und Polen bereit und erkennt Finnland und die Ukraine als unabhängige Staaten an.

Großer Vaterländischer Krieg: Russische Bezeichnung für den Zweiten Weltkrieg, besonders für den Kampf gegen Nazideutschland.

Kominform (Kommunistisches Informationsbüro): Mit dieser Organisation, die 1947 gegründet wurde, sollte die Arbeit der KPdSU und der kommunistischen Parteien in den Satellitenstaaten Ost- und Südosteuropas koordiniert werden. Für Moskau war die Kominform gleichzeitig ein Instrument, die Bruderparteien zu steuern.

Komintern (III. Kommunistische Internationale): Delegierte von sozialistischen und kommunistischen Parteien gründeten im März 1919 in Moskau die Komintern. Die Organisation sollte helfen, die kommunistische Weltrevolution unter Führung der kommunistischen Parteien in den jeweiligen Ländern durchzusetzen. Unter Stalin wurde diese Theorie durch die Maxime vom „Aufbau des Sozialismus in einem Land“ ersetzt. Im Mai 1943 wurde die Komintern aufgelöst.

Kriegskommunismus: Wirtschaftskonzept der Jahre 1917 bis 1921, das durch die Sozialisierung aller Produktionsmittel sowie die zentrale Planung der Wirtschaft gekennzeichnet war. Grundlage des Kriegskommunismus bildete die sogenannte „Versorgungsdiktatur“, die sich besonders in der rigorosen Beschlagnahmung von Ernteerträgen niederschlug. Im Jahre 1921 waren die Erträge der Landwirtschaft auf weniger als die Hälfte der Vorkriegsergebnisse gefallen.

Moskauer Prozesse: Höhepunkt der „großen Säuberungen“ unter Stalin in den Jahren 1936 bis 1938. Im Rahmen des „Prozesses der 21“ wird beispielsweise der Altbolschewik Bucharin abgeurteilt und hingerichtet. Der Prozeß gegen Marschall Tuchatschewski (1937) bildet den Auftakt zu einer großen und tödlichen Säuberungswelle in der Roten Armee.

Neue Ökonomische Politik (NEP): 1921 auf dem X. Parteikongreß der kommunistischen Partei verkündete Wirtschaftspolitik, die beschränkte privatkapitalistische Elemente enthielt. So wurden beispielsweise willkürliche Requisitionen durch eine niedrigere Naturalsteuer ersetzt. Überschüsse verblieben den Bauern zur freien Verfügung. 1926 war die Produktivität der Landwirtschaft wieder auf dem Vorkriegsstand.

Weiße: Von Generälen der alten Armee wie Judenitsch und Denikin geführte antibolschewistische Gruppen, die zwischen 1918 und 1920 besonders im Ural-Wolga-Gebiet und in Südrußland gegen die von Leo Trotzki organisierte Rote Armee kämpfen. Mit der Eroberung der Krim durch die Revolutionsarmee sind die Weißen 1920 endgültig geschlagen.

Perestroika („Umbau“): Unter Michail Gorbatschow Mitte der achtziger Jahre initiierte Reformbewegung, bei der die traditionelle Leninsche Maxime („Alle Macht den Räten“) im Sinne einer Demokratisierung von Staat, Gesellschaft und Ökonomie wiederbelebt werden sollte.

Tauwetter: Nach dem gleichnamigen Roman des Schriftstellers Ilja Ehrenburg bezeichnete Periode nach Stalins Tod im Jahre 1953. In Literatur, Kunst, Musik und Theater ließ die Staatsmacht kurzzeitig die Zügel locker. bo

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