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„Für den Staat ist das Weib die Nacht“

■ Jahrestagung und Bilanz der von der CDU kritisierten senatsgeförderten Frauenforschung

Unter dem Motto „Philosophie, Politik und Geschlecht – Probleme feministischer Theoriebildung“ findet heute die 8. Jahrestagung des Förderprogramms Frauenforschung der Senatsverwaltung für Arbeit und Frauen statt. Im Zentrum der diesjährigen Tagung stehen Probleme der modernen politischen Philosophie.

So hält die Wiener Professorin Cornelia Klinger einen Vortrag mit dem programmatischen Titel „Für den Staat ist das Weib die Nacht“. Ebenfalls soll über die Politik und Konstruktion von Männlichkeit bei Carl Schmitt und Martin Heidegger diskutiert werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist das Subjekt- und Körperverständnis der US-amerikanischen Professorin Judith Butler.

Auf der Jahrestagung soll auch eine Bilanz des bundesweit einmaligen Programms gezogen werden, das im vergangenen Jahr beinahe nicht mehr weiterfinanziert worden wäre. Der Rechnungshof hatte kritisiert, daß das Programm „aufwendig, ineffektiv und grundgesetzwidrig“ sei. Als Beleg für die Verschwendung von Geldern wurde beispielsweise die Förderung des Forschungsvorhabens über den „Arbeitseinsatz von Eseln in kleinbäuerlichen Betrieben unter besonderer Berücksichtigung der Arbeitsgebiete der Frauen am Beispiel zweier Regionen in Marokko“ genannt. Insbesondere CDU-Haushaltspolitiker hatten daraufhin versucht, das Programm zu kippen.

Auch bei den diesjährigen Haushaltsberatungen gab es von seiten der CDU Versuche, das Programm, das 1997 mit nur 3,1 Millionen Mark finanziert wurde, zu streichen. Die CDU konnte sich gegen die SPD jedoch nicht durchsetzen. Carola Sachse, Geschäftsführerin des Frauenforschungsprogramms, ist deshalb zuversichtlich, daß auch 1998 rund 3 Millionen Mark bewilligt werden.

Daß die Frauenforschung des Senats durchaus relevante Forschungsprojekte und Stipendien finanziert, zeigen verschiedene Forschungsschwerpunkte: Neben nationalsozialistischen und philosophischen Themen wird mittlerweile auch der Umgang mit der DDR-Geschichte beleuchtet. Rund 100 Frauen und Projekte fördert die Senatsverwaltung jährlich. Julia Naumann

Die Tagung findet heute zwischen 10 und 19 Uhr im Haus der Kirche, Goethestr. 26–30 in Charlottenburg statt. Der Eintritt ist frei.

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