piwik no script img

Albrecht gerät unter Betrugsverdacht

■ Nach überraschender Wende im Untersuchungsausschuß prüft Finanzverwaltung rechtliche Schritte wegen fingierter Rechnungen

Nach einer überraschenden Wende im parlamentarischen Untersuchungsausschuß zur Affäre um die Entschuldung des 1. FC Union prüft die Senatsfinanzverwaltung rechtliche Schritte. Gegen wen sich diese richten, konnte Sprecher Frank Zimmermann gestern noch nicht sagen. Sie stehen aber in Zusammenhang mit dem Vorwurf, wonach der Dortmunder Bauunternehmer Manfred Albrecht bei der Landesbank Hamburg fingierte Rechnungen in Millionenhöhe eingereicht hat, um damit eine Hypothek gewährt zu bekommen. Dies hatte der frühere Rechtsanwalt von Albrecht, Dr. Schneider, am Freitag vor dem Ausschuß erklärt.

Der Untersuchungsausschuß soll aufklären, wo die 12,5 Millionen Mark geblieben sind, mit denen Albrecht den Erbpachtvertrag für ein landeseigenes Grundstück in Köpenick belieh und für die nun das Land und der Bezirk geradestehen müssen.

Wie Schneider erklärte, soll Albrecht fingierte Rechnungen in Höhe von 6,3 Millionen Mark vorgelegt haben. Davon sei aber kein Pfennig in das Bauprojekt Wuhlheide-Sportpark geflossen. Allein für „Standortanalysen“ stellte eine Concepta GmbH, die unter Albrechts Dortmunder Firmenadresse zu erreichen war, 2 Millionen Mark in Rechnung. Die Firma Euro-Bär des damaligen FC-Union-Präsidenten Horst Kahstein verlangte für ein Sanierungskonzept 446.000 Mark.

Der CDU-Abgeordnete Michael Braun warf gestern die Frage auf, ob die Hamburger Landesbank bei einer gründlicheren Prüfung den fingierten Rechnungen nicht hätte auf die Spur kommen können. Wenn dies zutreffe, müsse geprüft werden, ob die Bank in Regreß genommen werden könne.

Die Ladung von Schneider, die auf Initiative der Grünen erfolgt war, ergab weiter, daß Albrecht nicht, wie mit dem Senat vereinbart, aus der Hypothek private Darlehen an den FC Union abgelöst hatte. Zwar waren auf Überweisungen die Namen von angeblichen Darlehensgebern eingetragen, die Überweisungen seien aber auf das Vereinskonto des FC Union und auf ein Konto des Präsidenten Kahstein geflossen. Nach Angaben des grünen Ausschußmitglieds Michaele Schreyer bezahlte Albrecht aus der Hypothek auch das sechsstellige Honorar seines Rechtsanwalts. In der Frage, wer wieviel von der Hypothek bekomme, sei es zwischen Albrecht und Kahstein zugegangen wie auf dem Basar, habe Schneider geschildert. Ob der Untersuchungsausschuß die Akten noch wie geplant in diesem Jahr schließen kann, ist nun fraglich geworden. Dorothee Winden

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen