piwik no script img

Selbständigkeit will gelernt sein

■ Wie vermarkte ich meine Geschäftsidee? In Deutschland gibt es Lehrstühle für Existenzgründung nur an privaten Hochschulen

Die meisten Selbständigen scheitern am Wissen. Ihnen fehlt das betriebswirtschaftliche Know- how, einen Betrieb über Jahre hinweg zu halten. Denn selbst wenn eine selbständige Ingenieurin für Biotechnologie eine bahnbrechende und marktfähige Idee hat, weiß sie noch lange nicht, wie sie ihre Innovation vermarktet oder kostengünstig produziert. Da an deutschen Hochschulen nicht interdisziplinär ausgebildet wird, entlassen die Unis Jahr für Jahr nur Spezialisten: Betriebswirte verstehen nichts von Technik, Naturwissenschaftler nichts von Wirtschaft, und Geisteswissenschaftlern trauen sich an beides nicht heran.

Das hat auch das Wirtschaftsministerium erkannt. An deutschen Unis sollen deswegen (wie in den USA) Lehrstühle für Existenzgründung eingerichtet werden. Über die staatliche Deutsche Ausgleichsbank soll ein Teil des Geldes für die neuen Professoren fließen. An 50 Unis will Wirtschaftsminister Günter Rexrodt (CDU) Studenten aller Fachrichtungen die Grundzüge von Unternehmensführung, Marketing und Bilanzierung nahebringen lassen.

Mit der staatlichen Vorsorge ist es bislang noch nicht weit her. Denn bisher haben nur die privaten Eliteschmieden in Oestrich- Winkel und Witten/Herdecke einen Lehrstuhl für Existenzgründung eingerichtet. Die Professorengehälter an der Wirtschaftshochschule Witten/Herdecke zahlt übrigens die nächsten vier Jahre die Deutsche Bank. Normalerweise bilden sich hier höhere Töchter und Söhne in Management weiter. Fragte man sie bislang nach ihrem Berufsziel, hieß es unisono: Unternehmensberater.

Praxisnaher scheint das Projekt des Bundesverbandes Junger Unternehmer. An der Uni Dresden unterrichten selbständige Unternehmer in interdisziplinären Seminaren. Im vergangenen Jahr haben sich von 40 Studenten neun nach Studienende selbständig gemacht.

Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen

Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen