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Unternehmer wollen 610-Mark-Jobs behalten

■ Wirtschaftsinstitut warnt Regierung. Biergartenwetter und Beerdigungkaffees nicht planbar

Bonn (AP) – Übereinstimmend haben zehn führende Wirtschaftsverbände die Abschaffung der sozialversicherungsfreien Beschäftigungsverhältnisse abgelehnt. Die 610-Mark-Jobs seien für Einzelhandel, Tourismus und andere Bereiche unverzichtbar, betonte der stellvertretende Geschäftsführer des Hauptverbandes des deutschen Einzelhandels (HDE), Günther Wassmann, gestern. Er protestierte im Namen der Verbände gegen eine „falsche Weichenstellung“ durch die Politik.

„Wer die Beschäftigung fördern will, darf nicht die Arbeitskosten verteuern, deren jetzige Höhe ohnehin schon von allen zu Recht beklagt wird“, erklärte Wassmann. Bei Einführung der Beitragspflicht für diese Beschäftigungsverhältnisse würden die Arbeitnehmer bei gleicher Tätigkeit nur noch rund 483 Mark netto erhalten. Damit der Arbeitnehmer 610 Mark erhalte, müßte der Arbeitgeber dann über 1.000 Mark aufwenden.

Das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln warnte die Bundesregierung vor der falschen Erwartung, in die Rentenkasse würden fünf Milliarden Mark mehr fließen. Im günstigsten Fall sei mit Mehreinnahmen von 1,3 Milliarden Mark zu rechnen. Bei der Abschaffung der Pauschalsteuer auf 610-Mark-Jobs müsse der Finanzminister mit Steuereinbußen von einer Milliarde Mark rechnen.

Der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes, Christian Ehlers, meinte, „Beerdigungskaffees und Biergartenwetter lassen sich einfach nicht planen“. Auch der saisonabhängige Skiliftbetreiber könne keine Vollzeitarbeit anbieten.

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