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„Mit Messern, Macheten und Bajonetten“

■ Die AFDL-Angriffe auf ruandische Hutu-Flüchtlinge in Zaire waren Teil der Kriegsstrategie

Berlin (taz) – Im Krieg der AFDL gegen Mobutu zwischen Oktober 1996 und Mai 1997 stürzte nicht nur das Mobutu-Regime, sondern es wurde auch die gesamte Exilstruktur ruandischer Hutu-Organisationen zerschlagen. Diese waren nach dem von ihnen begangenen Völkermord in Ruanda 1994 und ihrer Flucht nach Zaire entstanden und von Hilfsorganisationen in Flüchtlingslagern alimentiert worden. Die ruandischen Hutu-Milizen in Zaire waren oft die einzige Kraft, die sich der als Tutsi- Streitmacht karikierten AFDL entgegenstellte. Deshalb waren die Flüchtlingslager, aus denen heraus die Milizen operierten, Hauptangriffsziele der AFDL. Mit dem Vormarsch der AFDL zogen sich die Milizen immer weiter zurück, bis sie in Nachbarländern strandeten. Vielerorts ließen sie dabei Flüchtlingsgruppen zurück, die dann von der AFDL als Feind behandelt und oft getötet wurden.

Versuche, durch Vergleiche von Gesamtzahlen registrierter oder aufgefundener Flüchtlinge eine Gesamtzahl der Opfer zu kalkulieren, haben sich längst als unpraktikabel erwiesen, weil die zugrunde liegenden Zahlen zu unsicher sind. Erfolgreicher ist der umgekehrte Weg – das Sammeln von Einzelberichten, aus denen schließlich ein Gesamtbild entsteht. Diesen Weg hat die US-Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch gewählt, die im Sommer 1997 entlang einer kongolesischen Fernstraße recherchierte. Ihr Bericht „What Kabila Is Hiding“ ist der bisher ausführlichste Versuch, Charakter und Ausmaß der Tötungen darzustellen.

Der Bericht kommt zum Schluß, es hätten „massive“ Tötungen durch AFDL-Soldaten und Militärs der ruandischen Armee stattgefunden, die einem Muster entsprächen: „Die meisten Tötungen geschahen innerhalb einer Dreitagesperiode, während der die AFDL-Fronttruppen vorrückten, zivile Flüchtlinge überholten und mit Messern, Macheten und Bajonetten umbrachten.“ Diesem Vorgehen, dem vor allem junge Männer als mutmaßliche Milizionäre zum Opfer fielen, seien wahllose Tötungen, Plünderungen und Vergewaltigungen durch fliehende Mobutu-Soldaten und Hutu-Milizionäre vorausgegangen. Und hinterher, wenn die Frontlinie sich verschoben hatte, habe die AFDL humanitäre Hilfe für die Überlebenden behindert und damit „Tausende zusätzliche Todesfälle“ herbeigeführt. D.J.

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