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NachgefragtMonopole raffen Kohle

■ Neue Energiegesetze deckeln den Ausbau regenerativer Stromquellen

In Bremen wurden jetzt nach mehrjähriger Unterbrechung wieder Windräder zur Stromerzeugung aufgestellt. Den drei Anlagen im Blockland sollen bis zu 100 weitere folgen. In diese Aufbruchsstimmung für den Windstrom platzten die Beschlüsse der Bonner Koalition über die Energiewirtschaft. Wir fragten Norbert Giese, Geschäftsführer der Bremer AN-Windenergie GMBH (neben dem ostfriesischen Unternehmen Enercon in Deutschland Marktführer im Windanlagenbau), nach den Folgen.

taz: Wird privaten Kleinerzeugern von Strom der Saft abgedreht?

Norbert Giese, Geschäftsführer, AN-Windenergie: Wir müssen trennen zwischen dem Stromeinspeisegesetz und dem Energiewirtschaftsgesetz. Strom aus regenerativen Energien wie Wind, Biomasse, Wasser, und Sonne muß weiter von den Stromnetzbetreibern zu einem festen Tarif (ca. 17 Pfennig pro KWh) abgenommen werden, sagt das Stromeinspeisegesetz. Erreicht die regenerative Energie mehr als fünf Prozent des regionalen Stromaufkommens, dann übernimmt der Vorlieferant die Mehrkosten. Das ist im Fall Bremens die Preussen Elektra. Überschreitet die regenerative Energie fünf Prozent des Stromaufkommens der Preussen Elektra, dann braucht der alternative Strom nicht mehr abgenommen zu werden.

Das heißt, die Kleinerzeuger bleiben auf ihrem alternativ erzeugten Strom sitzen?

Ich rechne ab dem Jahr 2000 mit einem Ausbaustop bei regenerativen Energien.

Was bewirkt das Stromwirtschaftsgesetz?

Dies ist angelehnt an eine EU Richtlinie, wonach ab 1999 die Erzeugung, der Transport und die Verteilung von Strom getrennt werden sollen. Das Gesetz zerschlägt aber die großen Konzerne Preussen Elektra, BayernWerke und RWE nicht. Sie behalten ihre Stromnetze.

Wer hat das Nachsehen?

Kleinproduzenten, die zwar mit fossilen Energien, Kohle und Gas arbeiten, aber trotzdem umweltfreundlich produzieren, etwa Blockheizkraftwerke für Schulen, Schwimmbäder, Krankenhäuser. Diese umweltfreundlichen Produzenten werden gegenüber den Konzernen benachteiligt. Sie können nicht beliebig billiger produzieren. Ihre Kapazität ist ja auf genau definierte Bedürfnisse festgelegt.

Beide Gesetze sind also ein Schlag gegen die Umwelt?

Ja. Die Einführung regenerativer Ernergien ist verknüpft mit dem Gedanken, bewußter mit Energie umzugehen Würde Energie tatsächlich billiger, geht der Verbraucher sicher verschwenderischer damit um. Aber selbst dieses Ziel wird nicht erreicht. Denn der normale Kunde kann sich seine Stromlieferanten ja nicht aussuchen,

Welche Auswirkungen erwarten Sie für die Produktion ihrer Windkraftanlagen?

Kurzfristig keine. Ab 2000 können sie sich auswirken, weil regenerative Energien dann gedeckelt werden. Das ist Schwachsinn. Niemand hat Kohle oder Atomkraft einen festen Anteil an der Stromproduktion vorgeschrieben.

Was steckt hinter einer solchen Gesetzgebung?

Den Monopolen ist private Stromerzeugung ein Dorn im Auge. Die sind ja nicht gegen Windenergie. Die Preussen Elektra baut auf Kreta mit griechischen Steuermitteln einen riesigen Windpark. In Schleswig-Holstein macht der Anteil von Windenergie an der Stromproduktion zehn Prozent aus, dieser Umsatz geht Preussen Elektra verloren, das ärgert sie.

Schleswig-Holstein wird in zwei Jahren gedeckelt, wie sieht es mit Bremen aus?

Der Anteil regenerativer Energie in Bremen liegt unter einem Prozent. Hier sollte die Vorgabe, 100 Windmühlen für Bremen, noch umgesetzt werden. Fragen: Thomas Schumacher

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