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Absturz statt Quantensprung

■ Start der Kostenrechnung in der Verwaltung wird durch Computerproblem gefährdet

Also weiter mit Bleistift und Radiergummi. Obwohl doch überall neue Computer stehen. Heike Franz (Name geändert) steht die Frustration ins Gesicht geschrieben. Seit einem halben Jahr übt die Verwaltungsangestellte von Tiergarten, wie man das bezirkliche Kassenwesen per Elektronik revolutionieren kann. Und nun kommt das teure Computerprogramm nicht in die Gänge.

Profiskal heißt die Software, die der öffentlichen Verwaltung die Kostenblindheit nehmen soll. Das sogenannte kameralistische Haushaltswesen kennt nur Ausgaben und Einnahmen einer Behörde, kann aber nicht sagen, was eine konkrete Tätigkeit kostet, etwa die Erteilung eines Wohnberechtigungsscheins. Mit Profiskal dagegen läßt sich zeigen, wo die Bürokratie billiger und besser arbeiten kann.

Mindestens 20 Millionen Mark hat das Land bislang in Profiskal investiert. Seit 1993 basteln Haushalts- und Computerexperten an der Software. In 18 von 23 Bezirken wirft das System inzwischen Ergebnisse aus. Aber ehe Profiskal in den verbleibenden fünf Bezirken installiert ist, droht es schlapp zu machen. „Profiskal frißt zu viele Ressourcen“, gibt Barbara Meyer- Piton zu, die Leiterin der von Profiskal abhängigen Projekte „Kostenrechnung“ sowie „Automatisiertes Haushaltswesen“. Ein Konstruktionsfehler bremst die Datenverarbeitung.

Profiskal ist „offensichtlich falsch konzipiert“, kritisiert die bündnisgrüne Schulstadträtin von Tiergarten, Elisa Rodé. Rodé kommt selbst aus der Computerbranche. Sie hält es für eine „Fehlentscheidung, eine eigene grafische Oberfläche“ für Profiskal programmieren zu lassen. Zwar macht eine solche Oberfläche oder Maske das Programm so benutzerInnenfreundlich, daß auch Hinz und Kunz damit Kosten berechnen können. Aber die dafür angewandte Technik, eine sogenannte Emulation, gilt unter Computerexperten als antiquiert. Die Emulation hat einen so hohen Datenaufwand, daß sie – bildlich gesprochen – die Leitungen verstopft. Die Folge: Genervte MitarbeiterInnen, immer wieder abstürzende Programme. Ständig wird die Einführung von Profiskal in Tiergarten, Hellersdorf und Mitte verschoben. So hat dort mancher Verwaltungsangestellte trotz mehrfacher Fortbildung wieder vergessen, wie das Profiskal funktioniert.

Es sei notwendig, alle personellen und finanziellen Anstrengungen zu unternehmen und „damit die Umsetzung des Konzeptes noch zu ermöglichen“, lautet die händeringende Einschätzung in einem internen Papier der Finanzverwaltung.

In der Kritik steht die vom Senat beauftragte Firma, das baden- württembergische Softwarehaus Dogro. Dogros Kompetenz auf dem Gebiet der Kosten- und Leistungsrechnung ist unbestritten. Aber mit der Herstellung einer grafischen Oberfläche sei Dogro „offensichtlich weder vom Know- how noch von den personellen Ressourcen her in der Lage“, glaubt nicht nur Elisa Rodé. Auch andere Computerexperten runzeln die Stirn.

Viel Zeit bleibt nicht mehr, um Profiskal in den fünf Nachzüglerbezirken die Sporen zu geben. „Wenn das automatisierte Haushaltswesen ab Mitte 1999 nicht in der gesamten Verwaltung zur Verfügung steht, ist eine ordnungsgemäße Buchführung nicht mehr gewährleistet“, gestand Finanzstaatssekretär Frank Bielka (SPD) auf Anfrage ein. Christian Füller

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