: Bahnhofsplatz für 22 Millionen Mark
■ Verhandlungen über Bibliothek und VHS in einem Objekt
Bremen verlangt für seinen Bahnhofsplatz 22 Millionen Mark. Diesen Preis nannte die Finanzbehörde dem Vertreter des potentiellen Investors für das 5.600 Quadratmeter große Eck-Grundstück zwischen Straßenbahngleisen und Hochstraße. Der Baukonzern Bilfinger & Berger (B&B) erwägt, hier für 60 Millionen Mark ein Büro- und Geschäftshaus zu errichten.
Für den Makler Hendrik Hahm, B&Bs Mann in Bremen, ist diese Forderung der Bremer Beamten ein reiner „Abschreckungspreis“, um die Investition zu verhindern. Niemand werde heutzutage 4.000 Mark pro Quadratmeter für ein solches Grundstück bezahlen, prophezeit Hahm. Dieser Preis sei dem geplanten Gebäude und mit angepeilten Quadratmeter-Mieten von 18 Mark nicht zu erwirtschaften. Dennoch werde er bei Bilfinger ein eigenes Angebot einholen.
Beobachter werten den jüngsten Zug im Poker um den Grundstückspreis als „knallharte Verhandlungstaktik“Hahms. Die Wirtschaftsförderungsausschüsse hätten beschlossen, nach dem ersten Rückzug Bilfinger & Bergers im vergangenen Sommer neue Angebote der beiden Interessenten B&B und der Bremer Zechbau einzuholen. Nun hat Hahm es geschafft, die Stadt mit einer eigenen Preisforderung aus der Deckung zu locken. Auf diese Weise könne Bremen hinterher für das mögliche Scheitern des Projekts verantwortlich gemacht werden. Hahm selbst hat eine Menge eigenes Geld für Planung und Vermarktung investiert.
Gleichzeitig verhandelt Hahm mit Hochdruck mit möglichen Mietern des Neubaus, denn Ende des Jahres läuft Bilfingers Kaufoption ab, und das Gelände soll neu ausgeschrieben werden. Hahms neuester Plan ist, neben der geplanten Zentralbibliothek auch die Zentrale der Volkshochschule am Bahnhof unterzubringen.
Eine Konzentration beider Bildungs-Zentralen ist eine Lieblingsidee der Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD). Die Senatorin bestätigt zwar Gespräche auch mit Hahm, bevorzugt aber weiterhin das Polizeihaus am Wall. Das könnte umgebaut werden, sobald die Polizei in ihr neues Präsidium in die Vahr gezogen ist. Kahrs will möglichst bald die Planung für die neue Bibliothek und die VHS-Zentrale festklopfen. „Wenn das bis zum Jahr 2000 fertig sein soll, müssen wir jetzt konkrete Pläne machen und mit den Investoren verhandeln“. Einwände kommen derzeit von der CDU: Der Koalitionspartner will erst die Schließung von Bibliotheksfilialen in den Stadtteilen festzurren. jof
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