Senator Klemanns langsame Demontage

■ Der Bausenator gibt den Kreisvorsitz der CDU in Zehlendorf ab. Der Diepgen-Freund kann sich seiner Mehrheit nicht mehr sicher sein

Bausenator Jürgen Klemann (CDU) verliert seine stärkste Bastion. Wenn morgen die TeilnehmerInnen des Zehlendorfer CDU- Kreisparteitages zusammentreten, werden sie voraussichtlich einen neuen Kreisvorsitzenden wählen. Der jetzige Amtsinhaber Jürgen Klemann tritt nicht noch einmal an. Statt dessen kandidiert der Kulturpolitiker Uwe Lehmann- Brauns für den Vorsitz.

Mit seiner Unterstützung im Kreisverband wackelt auch Klemanns Stand in der CDU. Denn parteiintern wird Klemanns Zehlendorfer Rückzug als Niederlage gewertet. „Jürgen Klemann würde sich mit einer Kampfkandidatur keinen Gefallen tun“, schätzt ein Parteifreund. Unabhängig davon, ob er gegen Lehmann-Brauns unterläge oder sogar knapp gewinnen könnte – seine Stellung wäre auf jeden Fall untergraben. Mit einer mehrheitlichen Zustimmung für den Bausenator in Zehlendorf rechnet indes niemand mehr. Ein CDU-Mitglied aus dem führungskritischen Kreis „Union 2000“ merkt an: „Klemann hat gesehen, daß er Schwierigkeiten hat, seine Mehrheit zusammenzukriegen. Deshalb tritt er nicht mehr an.“

Der Diepgen-Freund – es heißt von ihm, er sei nur deshalb Senator geblieben, weil er den starken Zehlendorfer Kreisverband hinter sich habe – ringt schon seit über einem Jahr mit der wachsenden Kritik aus den eigenen Reihen. Bislang hatten sich die Unterstützer des Diepgen-Freundes und des wertkonservativen Kulturpolitikers in etwa die Waage gehalten. Jetzt allerdings scheint sich die Mehrheit zugunsten Lehmann-Brauns verschoben zu haben.

Der designierte Nachfolger Lehmann-Brauns spielt den Zehlendorfer Wechsel herunter. „Jürgen Klemann hat uns vor zwei Wochen mitgeteilt, daß er nicht mehr antritt, deshalb kandidere ich jetzt für den Vorsitz.“ Nach außen soll der Wechsel an der Spitze einvernehmlich aussehen. Deshalb hat Klemann seinen Zehlendorfer Parteifreunden und -freundinnen auch brieflich empfohlen, Lehmann-Brauns zu wählen. Und der bisherige Vorsitzende Klemann will nach CDU-Informationen dem neuen Kreisvorsitzenden als Stellvertreter zur Seite stehen. Bereits vor Wochen haben sich die beiden zusammengesetzt und dieses Modell abgesprochen.

Der Widerspruch gegen Klemann richtet sich indes auch an die Führung des CDU-Landesverbandes. Der Landesvorsitzende Eberhard Diepgen und Fraktionschef Klaus Landowsky hatten stets in Zehlendorf starke Unterstützung. Lehmann-Brauns jedoch gehört zur „Union 2000“, und mit seiner voraussichtlichen Wahl sprechen sich die Mitglieder des Kreisverbandes auch für eine Diepgen-kritische Linie aus.

Wie stark die Kritik ist, wird sich morgen auch an der Wahl der Delegierten für den Landesparteitag im Februar zeigen. Im Februar steht die Neubesetzung des Landesvorstands an. Jürgen Klemann war gestern nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. Barbara Junge