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„Es ging nur ums Geld“

■ Korrupter Ex-Liquidator im Dienste der Treuhand legte zu Prozeßbeginn Geständnis ab

Stuttgart (AP) – Mit einem Teilgeständnis des Angeklagten hat gestern der Prozeß gegen einen ehemaligen Liquidator der Treuhand-Niederlassung in Halle begonnen. Der Mann muß sich wegen Untreue, Bestechlichkeit und Steuerhinterziehung in Millionenhöhe vor dem Landgericht Stuttgart verantworten.

Oberstaatsanwalt Wolfgang Schmid führte aus, der 49jährige ehemalige Rechtsanwalt habe bei der Privatisierung maroder Ostfirmen Schmiergelder in Höhe von knapp drei Millionen Mark kassiert. Der seit Dezember 1996 in Untersuchungshaft sitzende Angeklagte habe dafür im Gegenzug die Firmen zu Preisen verschleudert, die deutlich unter dem tatsächlichen Wert der Betriebe gelegen habe. Den Schaden hatten die öffentlichen Kassen.

„Es ging in meinem Leben damals nur noch um Geld“, erläuterte der Angeklagte. Wirtschaftlich gesehen habe es zu den Taten keinen Anlaß gegeben, sagte er. Die Staatsanwaltschaft erklärte, ein Treuhand-Direktor habe ihm dabei als Komplize gedient. Zusammen hätten sie allein beim Verkauf eines Autozubehörunternehmens in Halle insgesamt 2,2 Millionen Mark Schmiergelder kassiert.

„Die Käufer wären bereit gewesen, auch einen höheren Kaufpreis für die Grundstücke zu zahlen“, sagte der Oberstaatsanwalt. Alleine der Schaden bei den zu billig verkauften Grundstücken wird mit zweistelligen Millionenbeträgen angegeben. Insgesamt sei der ehemalige Liquidator bei sieben Ostfirmen als Konkursverwalter tätig gewesen. Ein Urteil wird Ende Januar erwartet. Seinem Komplizen soll in einem späteren Verfahren der Prozeß gemacht werden.

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