: Täter will in Therapie
■ Auch Verteidiger fordert lebenslange Haft für Mörder von Kim Kerkow
Oldenburg (AP) – Nach der Staatsanwaltschaft und der Nebenklage hat gestern auch der Verteidiger von Rolf Diesterweg eine lebenslange Freiheitsstrafe für seinen Mandanten gefordert. Im Mordprozeß Kim Kerkow vor dem Oldenburger Landgericht plädierte Anwalt Reinhard Nollmann am siebten Verhandlungstag allerdings auch dafür, den Angeklagten in einem psychiatrischen Krankenhaus unterzubringen. Nollmann sagte, sein Mandant müsse dringend behandelt werden. Bereits am Vortag hatten der Staatsanwalt und der Vertreter der Nebenklage lebenslänglich für Diesterweg gefordert.
Am Ende des siebten Prozeßtages ergriff auch der 34jährige Angeklagte noch einmal das Wort. Diesterweg sagte, er habe von vornherein mit dem Schlimmsten, nämlich lebenslänglich, gerechnet. Er fügte hinzu: „Ich hab's auch verdient.“ Er sei „ein Mensch, der schuldig geworden ist, der Schlimmes getan hat“. Nach 18 Jahren habe er wieder ein Mädchen getötet, „einfach so“. Diesterweg hatte bereits als 16jähriger ein 12jähriges Mädchen in seinem Heimatort Horumersiel getötet.
Vor Gericht sagte der Angeklagte weiter, für die Angehörigen der Opfer spiele es dabei keine Rolle, ob er zwanghaft gehandelt habe. „Die Tatsache ist, ich hab' sie getötet.“ Sich selbst müsse er vorwerfen, trotz quälender Phantasien und Ängste nicht in der Lage gewesen zu sein, irgendetwas dagegen zu tun. Das schlimmste wäre jetzt für ihn, wenn er keine sofortige Behandlung bekommen würde. Er sei sich bewußt, daß er eine Therapie brauche und bereue seine Taten zutiefst. „Ich brauche bitte ganz dringend Hilfe, bitte.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen